Bochum. . Der Aufsichtsrat der Bochumer Stadtwerke strebt eine Reduzierung des Sponsoring-Etats von 4,5 auf 2,4 Mio. Euro an. Verabschiedet werden soll das neue Konzept am Montag. Die wirtschaftliche Lage spielt dabei eine Rolle. Die Beteiligung der Stadtwerke an Off-Shore-Windparks belastet das Geschäft.
Wie geht es weiter mit dem Sponsoring der Bochumer Stadtwerke? Mit Spannung erwartet wird die Aufsichtsratssitzung am Montag, auf der das neue Konzept verabschiedet werden soll. Die von der Mehrheit des Gremiums bislang vorgesehene Reduzierung des Etats von 4,5 auf 2,4 Millionen Euro ist nicht nur ein Nachspiel der Honorar-Affäre um den Promitreff Atriumtalk, sondern auch einem kritischen Blick auf die wirtschaftliche Situation des Unternehmens geschuldet: Die Energiewende hinterlässt Spuren.
Die Beteiligung der Stadtwerke an Kohlekraftwerken, Off-Shore-Windparks und an der Steag belasten das Geschäft. Das Trianel-Kohlekraftwerk in Lünen ist immer noch nicht fertig, die Kosten sind aber da. Hinzu kommt, dass der Strom, der dort produziert werden soll, vermutlich teurer sein wird als der durch die Energiewende hoch subventionierte Ökostrom. Im Klartext: Das nagelneue Kraftwerk könnte möglicherweise Absatzprobleme bekommen.
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Der Off-Shore-Windpark in Borkum leidet indes darunter, dass der Netzausbau nicht voran kommt. Und die 18-prozentige Beteiligung der Stadtwerke Bochum am Stadtwerke-Konsortium, das die Steag kaufte, könnte auf Sicht ebenfalls zu einem Problem werden. Bald muss über den optionierten Kauf der restlichen 49 Prozent entschieden werden (die SW wären dann mit 108 Mio. Euro dabei), außerdem ist RWE als Kunde abgesprungen.
„Goldene Zeiten für Energieunternehmen sind vorbei“
Für Linke, Grüne, Teile der SPD und vor allen Dingen die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat der Stadtwerke ist die wirtschaftliche Situation sogar der entscheidende Grund, den Sponsoring-Etat zu kürzen. Lieber heute weniger Wohltaten als morgen Personal abbauen, lautet die Devise.
„Die goldenen Zeiten für Energieunternehmen sind vorbei“, sagt Wolfgang Cordes. Der Sprecher der Ratsfraktion sitzt zwar nicht im Aufsichtsrat, erläutert aber trotzdem die Haltung seiner Partei, die für die 2,4-Mio-Euro-Variante ist. Dass dies zu Lasten des Profisports geht, insbesondere der VfL Bochum und der TV Wattenscheid 01 müssten mit Einbußen rechnen, ist für Cordes das kleinere Übel. Beim TV 01 seien die Stadtwerke eingesprungen, als Steilmann nicht mehr zahlen konnte. Das könne kein Dauerzustand sein. Cordes: „Außerdem finanziert die Stadt Bochum den Olympia-Stützpunkt zu 80 Prozent.“
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Die SPD-Ratsfraktion hat sich unterdessen für „eine moderate Anpassung“ des Etas ausgesprochen. Durch den angestrebten Verzicht auf teure Einzelveranstaltungen werde bereits eine beträchtliche Einsparung erzielt, heißt es. „Eine weitere Reduzierung über mehrere Jahre müsse ohne weitere Verwerfungen erfolgen“, so Fraktionschef Peter Reinirkens.
Die SPD-Vertreter werden vermutlich am Dienstag im Aufsichtsrat auf die Kompromiss-Variante mit einem 3-Mio-Euro-Etat drängen.
Auch Jens Lücking (Freie Bürger) ist dafür, weil dies den TV Wattenscheid nicht belasten würde. Lücking: „Das Geld für die Leichtathleten ist sinnvoll angelegt."