Bochum. . An den meisten Bochumer Schulen findet kein Musikunterricht statt. Auch in den Kindergärten gebe es häufig keine ausreichende musikalische Frühförderung. „Die Situation ist völlig ungenügend, die Aussicht auf Besserung gering“, beklagt Manfred Grunenberg, langjähriger Leiter der Musikschule Bochum.
Beim WAZ-Medizinforum „Musik und Psyche“ am Donnerstagabend im St. Josef-Hörsaalzentrum zeichnete Grunenberg ein düsteres Bild der musischen Lehre und Erziehung. Zwar sei erwiesen, dass Musik und Musizieren bei Kindern und Jugendlichen die Sinne, das Sozialverhalten, den Reifeprozess, das Denkvermögen und die schulischen Leistungen fördern. Um so erschreckender sei, dass Musikpädagogik in Schulen und Kitas kaum eine Rolle spiele.
„In den Kindergärten sind die Erzieherinnen vielfach nicht ausreichend ausgebildet“, konstatiert Grunenberg. Nur in jeder zehnten Bochumer Grundschule gebe es einen Musiklehrer. In den Haupt-, Real- und Förderschulen sei der Fachlehrermangel noch gravierender. Die Gymnasien seien zwar hinreichend mit Musiklehrern ausgestattet. Gleichwohl falle der Musikunterricht zugunsten der angeseheneren MINT-Fächer allzu häufig aus.
"Auf Ausschreibungen kaum Bewerbungen"
Schulrat Peter Heck unterstreicht die Bestandsaufnahme. Doch es gehe nicht nur um Stellen. An Grundschulen sei es schwierig, musikalisch qualifizierte Lehrer zu gewinnen. „Auf Ausschreibungen erhalten wir kaum Bewerbungen.“
Grunenberg fordert eine Verbesserung der Ausbildung, mehr Musiklehrer an allen Schulen und zwei Wochenstunden Musik an Gymnasien. Die leeren öffentlichen Kassen machten ihm allerdings „wenig Mut“.