Bochum. Das Bochumer Technologie-Unternehmen Dr. C. Otto hat jetzt erstmals einen Energiebeauftragten. Maßgebliche Rolle dabei spielt ein Auszubildender. Er konnte sich als Energieberater spezialisieren und ist für das Unternehmen bares Geld wert.
Carlos Otto war ein Pionier des Kokereiwesens, schrieb Industriegeschichte und ist untrennbar mit der industriellen Revolution und Bochums Historie verbunden. 1872 gründete er das Unternehmen Dr. C. Otto & Comp. – spezialisiert auf die Herstellung feuerfester Materialien für die Hüttenindustrie. Über CO²-Bilanzen und Energiesparlampen dachte man zu dieser Zeit freilich nicht nach.
Heute gehört das Bochumer Unternehmen nahe der Ruhr zur P-D Group (Preiss-Daimler Group) und machte sich Gedanken über einen Themenbereich, der lange stiefmütterlich behandelt wurde: dem Energiemanagement.
Ein lange vernachlässigtes Thema
Besonders ist, dass hierbei ein Auszubildender eine maßgebliche Rolle spielte. Der 22-jährige Halil Isik ist in der Ausbildung zum Industriekaufmann bei Dr. C. Otto und bekam die Möglichkeit, seinen Interessen entsprechend ein Energiemanagement voranzutreiben – mit Erfolg. Das Energiemanagement wurde nach der neuen, internationalen Norm (DIN EN ISO 50001) vom Tüv Rheinland zertifiziert. In Zukunft sollen nur noch zertifizierte Unternehmen den Spitzenausgleich erhalten, also Rückzahlungen aus den von ihnen entrichteten Strom- und Energiesteuern.
Der Auszubildende Halil Isik sagt: „Es war schon sehr unüblich, dass ein so junger Mensch wie ich Energiebeauftragter wurde. Es ist schön, dass ich so viel Vertrauen und Unterstützung bekomme.“ Es war klar, wohin die Anstrengungen des Auszubildenden führen sollten: „Festes Ziel war das Zertifikat“, so Halil Isik. Geschäftsführer Christian Wasmuht ermöglichte dies. Er betont wie wichtig die Energiekosten für die Konkurrenzfähigkeit des Unternehmens seien, der Wettbewerb sei auch bei der Herstellung feuerfester Erzeugnisse global, so der Geschäftsführer.
Vom Kühlschrank bis zur Beleuchtung
Bei der Herstellung der feuerfesten Steine machen die Energiekosten alleine etwa ein Viertel der Gesamtkosten aus, so Christian Wasmuht. Gerade der 180 Meter lange Tunnelofen sei ein „wahrer Energiefresser“, so Christian Wasmuht. Die Kosten für Erdgas sind hoch. Doch bei dem neuen, zertifizierten Energiemanagement seien alle Bereiche des Unternehmens unter die Lupe genommen worden – vom Kühlschrank bis zur Beleuchtung in Büros und Werkshallen. „Wir wussten im Vorfeld, dass es noch viel Besserungsbedarf gibt“, so Christian Wasmuht.
Er sieht das Erreichte positiv. Wolfgang Fechner vom Tüv Rheinland betont hierbei, dass auch kleine Energiesparmaßnahmen, wie auch die Sensibilisierung der Mitarbeiter, bereits große Wirkung entfalten können. So könnten selbst einfache Schritte, sparsamere Elektrogeräte in den Büros, oder das Ausschalten von Deckenlichter in Mittagspausen bereits positive, messbare Effekte bewirken.