Bochum. Der Bochumer Familienbetrieb wird bereits in dritter Generation geführt.

Es geht immer noch um die Wurst. Doch die Handwerksbetriebe, die sie fertigen, sterben aus. Ein Familienbetrieb wie Kruse, der heute 75 Jahre alt wird, ist selten. Bernd Kruse, aktueller Chef des Betriebs, ist 44 Jahre alt und in dritter Generation Metzger in Bochum. Das Alleinstellungsmerkmal seines Betriebs: eine eigene Rinderherde.

Fleißiger Großvater

August Kruse konnte 1938 als fleißiger Lehrling einen bestehenden Betrieb übernehmen und abbezahlen. In Linden begann so die Geschichte des Traditionsbetriebs, der heute über fünf Geschäfte - vier Filialen, einen Franchise-Nehmer - und drei Wochenmarktauftritte in der Stadt präsent ist. Kürzlich gründete Sabrina Kruse zusätzlich einen Partyservice. Das Unternehmen Kruse hat inzwischen 48 Angestellte.

Die Familientradition führte Ernst-August Kruse fort, der Vater von Bernd. Der jetzige Chef machte zunächst eine Banklehre, dann eine betriebswirtschaftliche Weiterbildung, eher er doch Metzgermeister wurde. Zunächst hatte er sich danach mit einigen neuen Ideen selbstständig gemacht, doch nach dem Unfalltod der Eltern 1999 übernahm Bernd Kruse im Jahr 2000 die Geschäfte.

Besonderheit: eigene Rinder

Die große Besonderheit der Metzgerei hatte sich allerdings schon Ernst-August Kruse Anfang der 80er Jahren ausgedacht. Bernd Kruse berichtet, sein Vater sei damals schon unzufrieden gewesen mit der industriellen Fleischproduktion und den Bedingungen für die Tiere. „Ich konnte mir das nicht mehr mitangucken“, soll er gesagt haben. Deshalb habe er in Sprockhövel mit drei Kälbern eine Rinderzucht begonnen. 1992 musste man aus Platzmangel die Region verlassen, inzwischen ist die Herde auf 300 Tiere angewachsen, die in Niedersachsen an der Elbe weiden.

Rinder in der Biosphäre

„Das Gebiet liegt mitten in einem Biosphäre-Reservat, völlig natürliche Umgebung für die Tiere“, berichtet Bernd Kruse stolz. Ein einziger Betreuer wache dort in Pinnau über die Tiere, die auch über eine Webcam auf der Firmen-Webseite beobachtet werden kann.

Fleisch, das nicht hierher stammt („Ein Rind hat halt nur zwei Filets“), kaufe der 44-jährige Metzgermeister nach Möglichkeit in der Region zu.

Täglich um 4.30 Uhr beginnt die Produktion im Stammladen in Linden, das Angebot umfasse schließlich gut 150 selbst produzierte Wurstsorten. Star im Genuss-Ensemble ist die preisgekrönte Fleischwurst nach dem geheimen Originalrezept des Großvaters. Sie überzeugte schon bei einem Gourmetfestival den Düsseldorfer Dreisternekoch Jean-Claude Bourgueil nachhaltig. Sie werde täglich frisch im Kessel produziert.

Der Slow-Food-Philosophie nahe

Metzgermeister Kruse sieht sich gut aufgestellt für den Trend hin zu bewussterer Ernährung. Er sieht sich dabei in der Nähe der Slow-Food-Philosophie, die regionale Produkte, althergebrachte Zubereitungen und handwerkliche Kunst hoch hält. Und auch einen anderen Trend bemerkt er: durch TV-Köche wie Horst Lichter wächst wieder das Interesse an Produkten jenseits von Schnitzel und Braten. Ochsenbäckchen und Panhas gehen wieder gut.