Bochum. .
Der Stau kommt auf eine moderate Länge von wenigen Hundert Metern an diesem Montagnachmittag. Mit rot-weißen Warnbaken haben die drei Männer den Arbeitsbereich ordentlich gesichert, denn wir befinden uns nicht in einer Nebenstraße. Es ist kurz vor der Stoßzeit auf der A 40 direkt am Autobahnkreuz Bochum. Sven Kleuser bugsiert den ausgefahrenen, über 20 Meter langen Greifarm punktgenau zu einer rund 20 Jahre alte Erle, die oben auf der rund 19 Meter hohen Böschung wächst.
Das heftige Sirren der Kappsäge dringt kaum durch den Lärm des Straßenverkehrs. Nur ein Augenaufschlag und die Erle ist gekappt, wenige Meter über dem Boden. Durch den Schneeregen sind die Gesichter der Autofahrer zu erkennen, die zum Teil mit heftigem Kopfschütteln die Engstelle passieren. „Hier wird kein Baum gefällt“, erklärt Armin Klein. Der gelernte Gärtner ist Baumkontrolleur und tagtäglich für Straßen.NRW auf den Autobahnen unterwegs, um die Verkehrssicherheit des „Straßenbegleitgrüns“ zu begutachten. „So etwa alle ein bis zwei Jahre bekomme ich jeden Baum an den Autobahnen zu Gesicht“, sagt er lächelnd.
Straßenbaum stürzte in Anlieger-Garten
Die am Montag gestartete Aktion mit dem riesigen Fällkran ist etwas Besonderes. Nicht nur, weil es von diesem Spezialfahrzeug mit seinem kräftigen Greifer in ganz Deutschland gerade mal ein Zwillingspärchen gibt. Der Einsatz dauert voraussichtlich bis Mittwoch und kommt für die Anwohner, die oberhalb der Autobahn leben, eigentlich zu spät. Es habe, so berichtet Klein, in der Vergangenheit mehrfach Beschwerden gegeben über die Bäume, die sich gefährlich von der Autobahn her über die Lärmschutzwand legten. Bis vor einigen Wochen einer dieser bis zu 25 Jahre alten Bäume über die Lärmschutzwand kippte und im Garten einen Pflaumenbaum ins Jenseits beförderte. „Zum Glück kam niemand zu Schaden“, so Klein.
Die Erlen, Weiden und einige Pappeln konnten so lange gedeihen, weil das Terrain sehr schwierig ist. Nur Baumkletterer hätten die Arbeiten ähnlich akkurat, dafür aber wesentlich aufwändiger und somit teurer erledigen können. Rund 150 Bäume werden „auf Stock gesetzt“, wie der Fachmann sagt. In den nächsten Jahren werden sie wieder verstärkt austreiben.
Das gewonnene Holz wird übrigens komplett an ein Heizkraftwerk verkauf. Die Anwohner wurden zuvor per Handzettel informiert, damit sich die Leute während der Arbeitszeit nicht in den Gärten aufhalten. Die Durchforstungsaktion scheint etliche Nachbarn zu interessieren. Während der Kran noch arbeitete, gingen weitere Anfragen zu Rückschnitten ein.