Bochum. . Ein Bochumer Kneipenwirt hat insgesamt 23.000 Euro aus den Sparkästen seiner Gäste unterschlagen. Der Wirt leidet an Lungenkrebs. In einem Brief an die Sparer schreibt er, dass er aufgrund seiner Krankheit nicht mehr in der Lage sei, dass Geld zurückzuzahlen.

Seit 25 Jahren betreibt V. die Kneipe „Am Steinknapp“ in Weitmar. Fiege, Feigling, Frikadelle, VfL: „Ich bin Wirt aus Leidenschaft!“, tönte der 55-Jährige im Juli, als die WAZ über das Jubiläum der typischen Revier-Gaststätte an der Markstraße berichtete.

Es war Mannis letzte große Party. Eine Lungenentzündung setzte ihn ab August außer Gefecht. Drei Mitarbeiterinnen hielten den Betrieb seither aufrecht. Vor wenigen Wochen hätten ihm die Ärzte eröffnet, dass er Lungenkrebs habe, teilt V. seinen Gästen via Internet mit. Er müsse seine Kneipe deshalb zum 30. November aufgeben. „Trotz Chemotherapie hat er angeblich nur noch zwei Monate zu leben“, weiß eine Besucherin.

Die Hälfte des Geldes verschwunden

Am Mittwoch war letzter Öffnungstag. Endlich sollte die (seit Anfang November mehrfach verschobene) Auszahlung der Spargelder erfolgen. 80 Stammgäste, so heißt es, haben die Sparkästen das ganze Jahr über gefüttert (wöchentlicher Mindesteinwurf 6,50 Euro). Bis zu 3000 Euro legten die – meist wenig begüterten – Gäste als Notgroschen, für den Urlaub oder eine größere Anschaffung auf die hohe Kante. „Ein Sparer ist arbeitslos und hat jeden Euro, den er erübrigen konnte, in den Kasten geworfen“, berichtet eine WAZ-Leserin.

Wirt Manni verwaltete den Sparkasten und das Konto bei der Volksbank. Fassungslos mussten die Sparer am Mittwoch erkennen: Knapp die Hälfte des Geldes ist weg. Warum, ist in einem Brief zu lesen, der der WAZ vorliegt. V. wendet sich darin „An alle Sparer!“ und gesteht: „Ich habe etwas getan, was ich grundsätzlich immer verurteilt habe.“ Im Juni hätten die Stadt Bochum und das Finanzamt Forderungen in Höhe von 23.000 Euro gestellt. Eine Ratenzahlung sei abgelehnt worden. „Ich war verzweifelt. Ich wusste mir keine andere Lösung, als mir den Betrag als Darlehen vom Sparverein zu leihen.“ Durch die Krankheit sei er nicht mehr in der Lage, das Geld zurückzuzahlen. „Mir ist bewusst, dass ich mich strafbar gemacht habe. Ich kann mich nur entschuldigen.“

Die Gäste haben zweierlei verloren. Ihre Stammkneipe. Und 45 Prozent ihrer Spargelder.

Einige der geprellten Sparer haben noch am Mittwoch Anzeige bei der Polizei gestellt.

Ermittelt wird wegen des Vorwurfs der Unterschlagung.

In seinem Brief schreibt der Wirt ausdrücklich, dass er allein gehandelt habe. Die beiden Kassierer des Sparvereins „wussten von der Sache nichts“.