Bochum. . „Jeder Schritt tat weh. Aber keine Döner- und Pommesbude in Bochum war vor mir sicher.“ Jörg Knoblich ist ein Schwergewicht. 120 Kilo bringt der 2,02-Meter-Hüne auf die Waage. Einige Pfunde zu viel. Aber läppisch gegen die Zentner-Lasten, die er noch vor zwei Jahren mit sich herumschleppte.

Man mag es kaum glauben, wenn der 49-Jährige durchaus behende durch die Tür tritt: Noch 2010 hat Jörg Knoblich 368 Kilo gewogen. Seine Lebensgeschichte ist in weiten Teilen eine Leidensgeschichte. Trotz Fußball (bei Westfalia Bochum) ist er schon als Kind und Jugendlicher „mehr als alle anderen“. Als seine Tochter geboren wird und bei Krupp Wechselschichten anstehen, werden die Trainingseinheiten kleiner und die Portionen größer. Er glaubt, 200 Kilo zu wiegen. „Zumindest hörte da die Skala auf der Waage auf.“

Es sind etliche Kilos mehr, muss der dreifache Vater nach seinem ersten Schlaganfall 2001 konstatieren. Doch das große Fressen nimmt kein Ende. Der Hammer verliert seine Frau und seinen Job, lebt von Hartz IV, tröstet sich mit Alkohol und Fressorgien, scheitert an ungezählten Diäten, erleidet sechs weitere Schlaganfälle, kann sich nur noch im Rollstuhl fortbewegen. „Die Kortumstraße hochlaufen? Keine Chance. Ich war am Ende, hatte mich aufgegeben.“

Söhne waren seine Lebensretter

Seine beiden Söhne (25 und 22) sind seine Lebensretter. Kurz zuvor war ihre Mutter gestorben. „Papa, wir wollen nicht auch dich verlieren!“, ermutigen sie ihren Vater, das Adipositaszentrum des Klinikums Vest in Recklinghausen aufzusuchen. Chefchirurg Prof. Dr. Büsing rät 2010 zur Schlauchmagen-Operation. Dabei wird der Magen verkleinert. „Bei mir wurden 1,9 Liter Volumen entfernt. 90 Milliliter blieben übrig: die Größe eines ,Fruchtzwergs’“, erzählt der Riese.

Die Operation kann erst vorgenommen werden, nachdem sich Knoblich mit Suppen-Magerkost auf 269 Kilo heruntergehungert hat: die Tragkraft des OP-Tischs. 14 Wochen wird der Frührentner in der Klinik behandelt. Binnen eines Jahres nimmt Knoblich sagenhafte 200 Kilo ab. Schwimmen und Laufen stehen auf dem Tagesplan. Daheim zeigt die Waage bei Knäckebrot, Fisch und Steak („ohne Pommes!“) stetig weiter nach unten: Der „neue“ Magen“ verträgt nur kleine Portionen. Seelischen Beistand leistet die Selbsthilfegruppe in Recklinghausen, die Knoblich inzwischen leitet. Sein Rat an alle Leidensgenossen: „Ab einem BMI von 45 unbedingt professionelle Hilfe annehmen. Man kann es schaffen! Ich bin der Beweis.“

Jörg Knoblich nimmt am Samstag, 17. November, am Adipositas-Tag NRW teil, den die Knappschaft von 9 bis 17 Uhr im Ruhr-Congress veranstaltet.

Unter dem Motto „Dem Fett wirksam an den Kragen“ gibt es vielfältige Informationen, krankhaftes Übergewicht zu vermeiden, behandeln und operieren.

Sportreporter Manni Breuckmann moderiert um 13.15 Uhr eine Talkrunde u.a. mit Jörg Knoblich und Reiner Calmund.