Bochum. . Die Bochumer Justizbehörden werden immer weiblicher. Richter und Staatsanwälte sind zwar noch in der Überzahl, aber das könnte sich bald ändern. Aktuell ermitteln bei der Anklagebehörde 42 Oberstaatsanwälte und Staatsanwälte - und 31 Oberstaatsanwältinnen und Staatsanwältinnen.
Die zahlenmäßig noch deutliche Übermacht der Männer in den Bochumer Justizbehörden wird vielleicht bald der Vergangenheit angehören. Immer mehr Frauen sitzen auf dem Richterstuhl oder ermitteln für die Staatsanwaltschaft.
„In der letzten Zeit werden mehr weibliche Bewerber eingestellt“, sagte der Sprecher des Behörde, Oberstaatsanwalt Dr. Christian Kuhnert, auf Anfrage. Aktuell ermitteln bei der Anklagebehörde 42 Oberstaatsanwälte und Staatsanwälte - und 31 Oberstaatsanwältinnen und Staatsanwältinnen. In der Amtsanwaltschaft (zuständig für Fälle der kleineren und mittleren Kriminalität) sind die Frauen bereits in der Überzahl: elf der 16 Kräfte sind weiblich.
Beim Landgericht sind die statistischen Zahlen ähnlich. Dort urteilen 43 Männer und 30 Frauen. Der Trend verläuft ebenfalls zu Gunsten der Frauen. Unter den 16 neuen Kräften, die seit Januar 2011 ihren Richterdienst angetreten haben, sind zehn Frauen und sechs Männer, wie der Gerichtssprecher, Richter Volker Talarowski, mitteilte. Hinzu kommt: In den nächsten zwei Jahren werden drei Richter pensioniert, aber keine Richterin.
„Wohl bessere Noten“
Ins Bild passt auch die Tendenz beim Bochumer Amtsgericht. Zwar sind von den zurzeit 46 Richterstellen nur 21 mit Frauen besetzt. Aber von den fünf Assessoren (noch nicht Richter auf Lebenszeit) sind vier weiblich. Außerdem scheiden altersbedingt in den nächsten zwei Jahren sieben Amtsrichter aus, aber nur eine Richterin.
Noch eindeutiger sind die Zahlen des für Bochum zuständigen Oberlandesgerichts (OLG) in Hamm, wo das Auswahlverfahren für die junge Richterschaft läuft. Dort wurden in diesem Jahr bereits 70 neue Stellen vergeben, 37 davon gingen an Frauen. Im vergangenen Jahr waren von den insgesamt 62 Neueinstellungen sogar 40 weiblich, im Jahr 2010 wurden 78 Richterinnen und 54 Richter eingestellt, im Jahr davor 63 Richterinnen und und 39 Richter.
Die Direktorin des Amtsgerichts, Rita Finke-Gross, vermutet, dass das bessere Abschneiden der Frauen „nicht am Geschlecht, sondern wohl an besseren Noten“ liegt. Ähnlich äußert sich der Bochumer Amtsrichter Paul Kimmeskamp. „Meine Erfahrung als jahrzehntelanger Ausbilder von Referendaren, also künftigen Richtern, ergibt, dass bei guten Leuten der Frauenanteil eher höher als niedriger ist.“
Kritische Stimmen, die beklagen, dass neu eingestellte Frauen wegen Mutterschaften für längere Zeit ausfallen, laufen in Bochum zumindest zurzeit ins Leere. Sowohl beim Land- als auch beim Amtsgericht ist aktuell jeweils nur eine Richterin vom Dienst befreit. Und es gibt Vertretungen.