Bochum. . Ein 54-Jähriger aus Bochum ist beim Bergwandern in den österreichischen Alpen tödlich verunglückt. Er wollte seiner Ehefrau helfen, rutschte dabei aber selbst aus und stürzte 300 Meter in die Tiefe. Der Bergsteiger verstarb noch an der Absturzstelle. Die Frau wurde bei dem Unfall leicht verletzt.

Ein tödliches Drama mit einem Ehepaar aus Bochum hat sich am Montagmittag in den Salzburger Alpen ereignet. Ein 54-jähriger Mann, der seiner in Not geratenen Ehefrau (53) helfen wollte, verlor bei der Rettung selbst die Kontrolle und stürzte in den Tod.

Nach Darstellung der Polizei und Bergrettung in Österreich passierte das Unglück gegen 13.30 Uhr auf dem Anstieg zum Maiskogel, einem „Familienberg“ bei Kaprun im Pinzgau. Die gut ausgerüsteten Eheleute wanderten über den Alexander-Enzinger-Weg, ein alpiner und teilweise schmaler Steig, der allerdings keine große Bergerfahrung erfordert. Das Wetter war angenehm und schön. Doch dann, in rund 2100 Metern Höhe, an einer Stelle namens „Stangenhöhe“, rutschte die Frau aus ungeklärter Ursache aus. Rund 20 Meter riss es sie einen steilen Grashang hinunter.

"Bitte bleib oben, es ist zu steil"

Wie ein Kapruner Polizeibeamter, der gleichzeitig Bergführer und Bergretter ist, der WAZ-Mediengruppe sagte, sei die Frau gegen einen kleinen Baum geprallt und wohl nur dadurch gebremst worden. Dabei wurde sie leicht verletzt. Ihrem Ehemann, der sie retten wollte, soll sie sinngemäß zugerufen haben: Bitte bleib oben, es ist zu steil, zu rutschig!

Ursachen sind Stolpen, Knicken und rutschen

Nach Angaben des Deutschen Apenvereins (DAV) machen Wanderunfälle fast ein Drittel aller Bergunfallmeldungen aus. Mehr als die Hälfte aller verunglückten Wanderer (52 Prozent) stolpern, knicken um oder rutschen aus, 20 Prozent bekommen körperliche Probleme, allen voran Herz- und Kreislaufprobleme. Als typische Ursachenkombination bei Notfällen bezeichnet der DAV eine mangelhafte Kondition und Selbstüberschätzung. An der Ausrüstung mangele es aber nicht.

Doch ihr Mann stieg in seiner Sorge trotzdem zu ihr hinab. Wegen der Steilheit des Geländes verlor er aber selbst die Kontrolle. Die Frau musste hilflos mit ansehen, wie ihr Mann an ihr vorbei rund 300 Meter in die Tiefe stürzte. „Die Frau hat dann mit ihrem Handy die Einsatzkräfte alarmiert. Sie konnte ihren Mann nicht mehr sehen und bekam von ihm auch kein Lebenszeichen mehr“, zitieren die „Salzburger Nachrichten“ einen Polizeisprecher.

Rettungseinsatz mit Helikoptern

Die Bezirksleitzentrale Zell am See startete sofort einen Rettungseinsatz mit Helikoptern. Die Besatzung des Hubschraubers „Martin 6“ konnte den abgestürzten Bochumer um kurz vor 14 Uhr finden. Mit Hilfe einer so genannten Seilbergung wurde er hochgezogen. Doch der Mann war so schwer verletzt, dass der Notarzt nur noch den Tod feststellen konnte.

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Gleichzeitig rettete die Mannschaft eines weiteren Hubschraubers ebenfalls mit einem Tau die verletzte Frau. Die Männer flogen sie erst zu einem Sportplatz nach Kaprun. Nach einer Erstversorgung wurde sie weiter ins Krankenhaus nach Zell am See geflogen. Dort wurde sie von einem Team, das auf Krisensituationen spezialisiert ist, betreut. Der Bergretter zur WAZ-Mediengruppe: „Die Frau muss mit dem Erlebten zu Rande kommen. Und das ist psychisch eine große Belastung.“ Zwei Kinder sollen gestern zu ihr nach Zell am See gereist sein. Die Eheleute waren erst am Tag vor dem Unglück in ihrem Urlaubsort eingetroffen.

Steigeisen unter den Stiefeln

Das Gelände am Unglücksort war so steil und schwierig, dass jener Bergretter und Polizeibeamte sogar Steigeisen unter seine Stiefel schnüren musste. Die Neigung habe 60 bis 70 Prozent betragen. Und bei Feuchtigkeit kann ein Grashang so glatt sein „wie ein Schneeberg“.

Klaus-Dieter Gesk, 2. Vorsitzender der 1300 Mitglieder zählenden Sektion Bochum des Deutschen Alpenvereins, kennt die beiden Verunglückten nicht. Unabhängig von diesem speziellen Unfall hält er Bergwandern nicht für besonders gefährlich, betont aber: „Eine allgemeine Regel beim Bergwandern lautet: Entweder laufen oder gucken! Man sollte stehen bleiben und sich die Gegend anschauen ODER auf den Weg achten - nicht beides gleichzeitig.“