Bochum. . Vier Tage volles Programm auf fünf Bühnen: Die 27. Auflage von Bochum Total bietet 2012 jede Menge Anziehungspunkte. Neben den H-Blockx haben sich vom 5. bis 8. Juli viele deutschsprachige Bands angesagt, dazu gibt es Kleinkunst und international besetzte Formationen. Hier ein wegweisender Überblick.

Vor die Sommerferien hat der Festival-Gott Bochum Total gelegt. Nordrhein-Westfalens größtes Umsonst-und-draußen-Spektakel lockt nun zum 27. Mal vom 5. bis 8. Juli in die Bochumer Innenstadt. Hier ein Überblick, wo es was zu erleben gibt.

Auch in diesem Jahr gibt es keinen richtigen Schwerpunkt, keine Motto- oder Themenbühne. „Wir wollen an einem Tag auf einer Bühne unterschiedliche Stile präsentieren“, sagt Festival-Sprecher Björn Büttner. Hier und da ist dennoch ein zumindest dünner roter Faden erkennbar, extreme musikalische Gegensätze sollen nicht aufeinander prallen.

Und hervor sticht auf jeden Fall: Die 27. Auflage wird von deutschen und deutschsprachigen Formationen und Künstlern geprägt. Manch einer wird vermutlich wieder nörgeln („das sind ja immer die gleichen Bands“), aber angesichts des Budgets und des freien Eintritts „sollte man auch mal froh sein, dass wir immer noch tolle Formationen am Start haben“, so Büttner.

Publikumsmagneten bei 1Live und Pottmob

Publikumsmagnet wird auch bei Bochum 2012 wieder die 1Live-Bühne sein. Nicht nur, weil am Freitag ab 20.45 Uhr mit den H-Blockx das Zugpferd des diesjährigen Festivals dort spielt. Auch Bands wie Glasperlenspiel, Uncle Ho (alle am Donnerstag), Phrasenmäher (Samstag) sowie am Abschlusstag Susanne Blech und Frittenbude stehen für Qualität.

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Etwas durchmischter geht es auf der Pottmob-Bühne zu. Von Stereolove und 4Lyn am Donnerstag über Montreal und Thomas Godoj am Freitag bis hin zu Benzin und My Baby Wants To Eat Your Pussy am Samstag folgen zum Finale etwa Geheimtipps wie Doctor Krápula aus Kolumbien. Der Schlussakkord auf diesen beiden Bühnen erklingt täglich um 22 Uhr. Büttner: „Das wird auch akribisch eingehalten.“ Späteres Programm gibt es auf allen anderen Bühnen, zum Teil bis etwa Mitternacht. Und natürlich im sogenannten Indoor-Programm „Offstage“: Nach den Freiluft-Konzerten können Partygänger also täglich bis tief in die Nacht weiterfeiern, zum Beispiel bei zwei Kopfhörer-Partys im Ullrich und Zacher sowie bei der großen Abschluss-Fete am Sonntag im Riff. Nur bei Letzterem wird übrigens Eintritt fällig.

WAZ-Bühne mit regionaler und lokaler Prägung

Zuvorderst regionale Formate finden auf der WAZ-Bühne eine Heimat. Sie sorgt etwa dafür, dass der nicht wegzudenkende Mambo Kurt am Freitag wieder ein Forum erhält. Auch DSDS-Teilnehmer Max Buskohl kann es am Donnerstag Dieter Bohlen nochmal zeigen. Nicht zu vergessen Artig: Die Bochumer Gewinner des nationalen Nachwuchs-Bandwettbewerbs SchoolJam werden sich nach ihren US-Erfahrungen im letzten Jahr wohl recht gereift bei ihrem Freiluft-Heimspiel präsentieren.

Womit wir schon beim internationalen Flair wären. Durch einen holländischen Netzwerk-Partner Connect konnten Madi und Stefany June (beide am Freitag auf der WAZ-Bühne) sowie Face Tomorrow (am gleichen Tag bei Pottmob) verpflichtet werden, laut Büttner angesagte Formationen in und aus den Niederlanden. Six Nation ist ebenso international besetzt wie die die Formation La Papa Verde (beides am Sonntag, Pottmob). Und Les Frères Smith bringen am Sonntagabend noch mal schrägen Afro-Beat in die Rotunde.

Coolibri kooperiert mit Rotunde - Spätprogramm mit Party 

2011 hatte die Bühne in der Rotunde bei ihrer Premiere vor allem vom Regen profitiert und guten Zulauf, was in diesem Jahr fortgesetzt - bezogen auf den Zulauf, nicht auf das Wetter - werden soll. „Wir wollen allen noch etwas anbieten, die nicht nach 22 Uhr schon nach Hause wollen“, sagt Michael Blatt vom Revier-Magazin Coolibri. Diese Partner-Bühne beherbergt in erster Linie junge und eher unbekanntere Bands, die noch nicht so oft bei Bochum Total waren. Hier starten etwa die Newcomer-Festival-Gewinner von Zero Attention am Freitag, Höhepunkt könnte am Samstag der Auftritt von Vierkanttretlager (Tour-Partner von Casper) werden, während Unprepared am Donnerstag letztmalig in ihrer aktuellen Konstellation aufspielen werden. Gerade aber auch aufstrebende Formationen aus der Region wie Adolar und Danja Atari „passen doch auch super zu Bochum Total“, findet Blatt, der auf ein „überraschend problemloses Booking“ zurückblickt.

Gemeinsam mit Rotunde-Geschäftsführer Andreas Kellner hat das Bochumer Veranstaltungs-Magazin für das Ruhrgebiet seit dem Frühjahr die Kooperation geplant. Während bei Coolibri nach dem Ende der Herz-beißt-Haifisch-Partys das Feier-Segment laut Blatt etwas zu kurz gekommen sei, stehe die Rotunde ja zuvorderst für Feten. Insofern sei eine gemeinsame Bühne mit Anschlussfeiern (etwa am Freitag die „Trainwrecked“-Aftershow-Party mit getaddicted, die nach der Premiere im März auch nach Bochum Total im September fortgesetzt wird) eine willkommene Idee gewesen.

Netzwerken

Netzwerken ist für Bochum Total weiterhin von elementarer Bedeutung. Wie seit Jahr und Tag bekannt, zahlt das Festival den Bands nur Aufwandsentschädigungen. Da hier das große Geld also nicht zu verdienen ist, kommt es auf geschicktes Buchen und frühzeitige Kontaktherstellung an. „Wir erhalten schon viele Anfragen und Empfehlungen, oft können wir sogar Bands im Paket verpflichten“, berichtet Büttner. Manche würden gar gemeinsam anreisen. Immer wieder werde in Vorgesprächen deutlich: „Die Musiker mögen Bochum Total!“

Etwa auch der bewährte Total-Partner Pop-Camp, wodurch etwa Auftritte von Max Prosa (1Live), Fabian von Wegen und The Intersphere (Pottmob) am Freitag zustande kommen. Durch die Netzwerk-Kooperationen erhalten die Festival-Planer Empfehlungen, über Jahre entsteht so ein reger Austausch. Wie etwa auch mit der Wattenscheider Schule, aus der viele heimische Eigengewächse entspringen.

Musik und Wortbeiträge auf der Trailer Wortschatz-Bühne

Deren Heimat ist die Trailer Wortschatz-Bühne, die für Büttner „klein und fein“ daherkommt. Ein bisschen Musik, dazu viele Autoren wie Micha-El Goehre und Ben Redelings oder die Wattenscheider Schule – so geht Kleinkunst bei Bochum Total. „Die Resonanz darauf war zuletzt gut, daher wollten wir das Format fortsetzen.“ Hier gehe es um Entspannung, dieser eher gemütliche Ort zum Verweilen soll eine Art Gegenpol zum flüchtigen Durchlauf der großen Bühnen darstellen. Dazu passt auch wieder die Kulturmeile mit Büchermarkt in der Viktoriastraße, wo es neben Platten (Verkauf und Handel) auch um Handwerk und Design gehe.

Bewährt habe sich laut Büttner auch die Kooperation mit der Sommerakademie. Dadurch erhalten junge Bands wieder ein Coaching: Die Nachwuchsmusiker können während des laufenden Festivals hinter die Kulissen blicken, erhalten so wertvolle Tipps in Sachen Technik, Organisation, Logistik oder Pressearbeit. Mit einem Booker, einer Security-Kraft und einem Öffentlichkeits-Mitarbeiter sollen sie so fit für die eigene Karriere gemacht werden. Dieses Boot-Camp von Sound & Vision fördert die Bezirksvertretung Wattenscheid.

Somit bietet die Stadt Bochum den Musikern von Morgen eine wertvolle Plattform. Denn, so Büttner, „es laufen bei Bochum Total sehr viele Leute aus der Musikindustrie herum, die man vielleicht nicht so wahrnimmt, die aber zum Teil ganz gezielt auf Talentschau gehen“. Für die Agenturen sei das Festival deshalb so wichtig, weil sich viele Bands ungefiltert und unverstellt präsentieren. Es kann also losgehen...