Bochum. Nach einem brutalen und blutigen Überfall auf dem S-Bahnhof Bochum-Langendreer ist am Dienstag ein Neonazi (24) zu zwei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Ein weiterer Neonazi wurde aus Mangel an Beweisen freigesprochen.
Nach einem äußerst brutalen Überfall auf Passanten auf dem S-Bahnhof Langendreer ist am Dienstag ein Neonazi (24) aus Essen zu zwei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Ein gleichaltriger Mitangeklagter, ein in Bochum bekannter Neonazi, wurde vom Schöffengericht aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Die Staatsanwältin hatte für beide je zwei Jahre und drei Monate Haft gefordert.
Die Attacke vom 25. September 2011 hatte weit über Langendreer hinaus für Entsetzen gesorgt. Damals traf auf dem Bahnsteig gegen 1 Uhr nachts eine Gruppe von über zehn Leuten auf vier Passanten, die auf die S-Bahn warteten. Ein Mann (26) aus der kleinen Gruppe trug einen Anstecker, der ein durchgestrichenes Hakenkreuz zeigte. Das passte dem jetzt Angeklagten aus Essen nicht. Der Zeuge vor Gericht: „Ich wurde mit dem Satz angesprochen, warum dieses Hakenkreuz durchgestrichen sei.“ Er sei „gegen diese Ideologie“.
Einem weiteren Zeugen (29) zufolge hatte der Angreifer erwidert: „Ich habe auch ein Hakenkreuz, das ist nicht durchgestrichen.“ Danach zog der damals alkoholisierte Neonazi sein Hemd hoch, präsentierte ein auf seiner Brust tätowiertes Hakenkreuz mit Totenkopfschädel und verpasste dem 26-Jährigen einen Kopfstoß gegen die Nase, die dabei zerbrach. Weitere Schläge auf den Kopf bekam er aus der ganzen Tätergruppe heraus. „Kurz darauf bin ich auf die Schienen getreten worden“, sagte er.
Richter: „Das schreit geradezu nach einer drastischen Strafe“
Nur durch Glück kam damals nicht sofort ein Zug. Dennoch musste das Opfer, das stark sehbehindert ist, an der Nase operiert werden. Einige Tage lang musste es im Krankenhaus liegen.
Verprügelt wurde von der Tätergruppe auch der 29-jährige Zeuge. Er erlitt Platzwunden am Kopf und eine Gehirnerschütterung. Auch ein weiterer Begleiter (33) der attackierten Gruppe fiel durch den Angriff ins Gleisbett.
Der Neonazi aus Essen, ein heftig vorbestrafter Azubi, war geständig, wenn auch erst nach der Beweisaufnahme. Richter Werner Pattard sagte über die Tat: „Das schreit geradezu nach einer drastischen Strafe.“
Der andere Angeklagte, arbeitslos, schwieg vor Gericht. Zeugen wollen ihn in der Tätergruppe gesehen haben, Schläge oder Tritte konnten sie ihm aber nicht zuordnen. Für das Gericht reichte das nicht zu einer Verurteilung. Nach seinem Freispruch grinste der Angeklagte und ließ sich auf dem Gerichtsflur von seinen Kumpels aus der rechtsextremen Szene beglückwünschen.