Bochum. Kurs gen Norden: Nach der Taufe am letzten Wochenende beim Hamburger Hafengeburtstag kreuzt die „Aidamar“ durch norwegische und isländische Gewässer. Bei der Jungfernfahrt mit an Bord: Stefan Bruske.

Der Bochumer arbeitet dort, wo andere Urlaub machen. Ein Traumjob, mag mancher Traumschiff-Zuschauer schwärmen. Stimmt. Aber ein Knochenjob zugleich.

Vom Klopapier bis zur Bettwäsche, von der Ananas bis zum Strohhalm: Stefan Bruske ist auf der Aida der Sascha Hehn des Warenlagers. Als schmucker Offizier wacht er über alles, was gegessen, getrunken und sonst noch zum sorglosen Dasein im schwimmenden Ferienclub benötigt wird. Planung ist wichtig.

Im Frühjahr und Herbst kommen die Kegelvereine: „Da muss der Weizenbiervorrat aufgefüllt werden.“ In den Schulferien sind massenhaft Burger, Pommes und Eis für die Kinder gefragt. „Der Apparat“, sagt der 38-Jährige „ist gigantisch. Für all das muss ich auch die Kosten im Blick haben und das Budget einhalten.“

"Eine Woche später hatte ich den Job"

Das Gastgewerbe hat der ehemalige Droste-Hülshoff-Realschüler von der Pike auf gelernt: während seiner Ausbildung zum Hotelkaufmann im Gelsenkirchener Hotel Maritim, in Herbergen u.a. in Schottland und Bremen, als Service-Manager eines Multiplex-Kinos und Fitnessstudios und als Gastronomie-Chef im Filmpark Bottrop. Ein Anruf von Papa ebnete 2008 den Wechsel zur hohen See. „Mein Vater hatte im Fernsehen zufällig mitbekommen, dass für die Aida Personal gesucht wird. Ich schrieb eine Bewerbung, stellte mich bei der Reederei in Rostock vor – und hatte eine Woche später den Job.“

„Aidavita“, „Aidaluna“, „Aidablue“ (die er 2010 mit in Dienst gestellt hat), „Aidasol“: Allein die Namen der Clubschiffe mit dem roten Kussmund wecken Fernweh und Urlaubsgefühle. Tatsächlich hat Stefan Bruske in den letzten vier Jahren einige der schönsten Regionen der Welt gesehen, schlürfte Cocktails auf den Kanaren, sonnte sich in der Karibik.

Freizeit ist ein rares Gut

Doch Freizeit ist ein rares Gut. Elf, zwölf Stunden dauert sein Arbeitstag, sieben Tage in der Woche. Sein fensterloses Büro hat mit 5m2 WC-Ausmaße. Dolce Vita? Meist nur aus der Ferne. Pool und Restaurants sind den 2500 Passagieren vorbehalten. Die über 600 Crew-Mitglieder haben eine eigene Messe („Die Verpflegung ist gut“) und eine eigene Bar, die aber wenig frequentiert ist. „Die meisten sind froh, wenn sie abends in die Koje fallen. Schlafen, das ist unser Luxus.“

Ans Aufhören denkt der Bochumer gleichwohl nicht. „Neulich“, schwärmt er, „ankerten wir abends vor Dubai. Wir saßen mit Kollegen zusammen und schauten auf die Skyline. Das sind die Momente, in denen man erkennt, dass man einen echt geilen Arbeitsplatz hat.“

Das Hochgefühl hält auch im Urlaub an. Im April hat Stefan Bruske Ferien gemacht. Er war in Ägypten unterwegs. Auf der „Aidablue“.