Bochum. . Für einen kann das Wahldebakel der CDU doch noch ein glückliches Ende nehmen: Christian Haardt zieht womöglich als einziger CDU-Mann in den Landtag ein. Damit macht Haardt das Landtags-Sextett aus Bochum komplett.

Glückwunsch, Frau Präsidentin!“ Es waren nicht wenige Genossen, die Carina Gödecke schon Sonntagabend in Düsseldorf so ansprachen, wie es künftig laut Protokoll wohl erforderlich sein wird.

„Es würde mich in der Tat sehr wundern, wenn es anders käme“, machte Gödecke am Montag gegenüber der WAZ auch gar keinen Hehl daraus, dass sie das Amt der Landtagspräsidentin nun anstrebt. Möglicherweise hätte ihr der Posten ja schon 2010 gehört, doch die CDU als stärkste Partei hievte Eckhard Uhlenberg ins Amt. Bereits für den heutigen Dienstag erwartet die 53-Jährige klare Signale aus der Fraktion, die im Landtag zusammenkommen wird.

Keineswegs abgeschrieben hat Gödecke im Übrigen ihren Genossen Norbert Römer. Der bisherige Fraktionsvorsitzende schaffte am Wahlabend den Sprung ins neue Parlament nicht, da er seinen Wahlkreis (gegen Uhlenberg) verlor und die SPD-Liste wegen der vielen gewonnenen Direktmandate nicht zieht.

"Der intensive Wahlkampf hat viel Zeit gekostet."

„Ich habe Norbert nie so erlebt, dass er Minister werden will“, kommentierte Gödecke Spekulationen zur Zukunft Römers. Auch 2010 hätten gewählte Kandidaten andere Aufgaben übernommen. Jan Marc Eumann sei Staatssekretär und Gerd Bollermann immerhin Regierungspräsident geworden.

Während die amtierende Vizepräsidentin am Montag um 8 Uhr bereits wieder im Landtag war, ließ es Bochums Parteichef MdL Thomas Eiskirch gestern etwas ruhiger angehen. „Ich habe einfach einmal ausgeschlafen“, sagte der 41-Jährige. Der intensive Wahlkampf habe doch viel Kraft gekostet. Zu möglichen neuen Aufgaben in der 99-köpfigen SPD-Fraktion wollte sich Eiskirch nicht äußern. „Ich werde meine Themenfelder jedenfalls nicht wechseln und mich auch künftig mit Wirtschafts- und Energiepolitik befassen.“

Vom Wahldebakel der CDU profitieren wird möglicherweise Christian Haardt. Der 46-Jährige hatte eigentlich einen Platz auf der Landesliste, der den Einzug in den Landtag eher unwahrscheinlich machte. Doch die CDU gewann nur wenige Direktmandate. Haardt: „Am Montagmorgen erhielt ich einen Anruf aus Düsseldorf.“ Beim erwarteten Verzicht Norbert Röttgens auf dessen Landtagsmandat wird der Rechtsanwalt aus Stiepel als sechster Abgeordneter aus Bochum in den Landtag einziehen. Haardt, der als Pragmatiker in seiner Partei gilt, arbeitete von 1988 bis 1999 in der Bezirksvertretung-Süd, davon die letzten fünf Jahre als Bezirksvorsteher (heute Bezirksbürgermeister). Seit 1999 sitzt er im Stadtrat, ist stellvertretender Fraktionschef und jugendpolitischer Sprecher.

Sechs in Bochum lebende Abgeordnete - kein Novum

Zieht Haardt tatsächlich über seinen Listenplatz ein, was am Montag bei Redaktionsschluss noch nicht feststand, machte er das Sextett aus Bochum komplett. Ein Rekord ist das allerdings nicht. Denn bereits in der 12., 13. und 14. Wahlperiode gab es sechs in Bochum lebende Abgeordnete in Düsseldorf.

Überwältigt ist die Kreisvorsitzende der Bochumer Piraten und künftige Landtagsabgeordnete Monika Pieper (48): „Das war aufregend. Wir sind noch am Sonntagabend mit 30 Leuten zum Landtag gefahren.“ Die Lehrerin und zweifache Mutter möchte sich um Bildungspolitik aber auch Bauen & Verkehr kümmern.