Bochum. Klappe auf, Klappe zu: schwupps ist ein Euro weg – und der Benutzer guckt dumm aus der Wäsche. „Wer“, fragt Horst Hauk, „hat das verbrochen?“ Die Antwort kennt der 77-Jährige allzu gut: die VBW, von der sich der Langendreerer nach fast 50 Jahren als Mieter übergangen, sogar abgezockt fühlt. Anlass: „Cashless Wash“.
Früher am Rebhuhnweg 3, seit 1987 im Haus Nummer 13: Wann immer Hanna (82) und Horst Hauk die Gemeinschafts-Waschmaschine im Keller nutzten, legten sie im Hausflur den Knebel um.
Nicht den Herbert, sondern einen Steckschlüssel, der den Waschmaschinen-Strom auf ihren Zähler leitete. „Das hat immer prima geklappt. Jeder hatte seine Kosten im Blick. Seit ich zu einem preiswerteren Stromanbieter gewechselt bin, zahlte ich fürs Waschen sogar weniger“, berichtet der ehemalige Opelaner.
Neue Installation im Keller
Vor einem Monat sahen sich die Mieter einer neuen Installation im Keller gegenüber. Die Waschmaschine wurde von der Hausstromleitung getrennt. Der Knebel hat ausgedient. Stattdessen muss die Trommel mit einer Geldkarte (die die VBW bei Bedarf zur Verfügung stellt) in Gang gesetzt werden. Wie beim Bezahlen im Supermarkt wird die Karte in ein Lesegerät gesteckt. Pro Waschgang wird temperaturunabhängig ein Euro abgebucht.
Horst Hauk ist vierfach wütend:
„Ein funktionierendes System wurde ohne Not abgeschafft.“
„Niemand hat uns informiert. Wir wurden hier in der Siedlung vor voll-endete Tatsachen gestellt.“
„Die Kosten haben sich für uns verdoppelt. Bisher zahlten wir dank meines Billiganbieters für einen Waschgang 40 bis 50 Cent.“
„Das Gerät schluckt nur Geldkarten der Sparkasse. Ich bin aber Kunde bei einer Online-Bank. Heißt: Meine Frau oder ich müssen mit dem Bus zur VBW in die Stadt fahren, die Karte besorgen und für 20 Euro aufladen lassen. Kostet hin und zurück 4,80 Euro, zusätzlich fünf Euro Pfand für die Karte.“
Gewaschene Preise
Alles sei schlechter geworden, die Preise hätten sich gewaschen, klagt Horst Hauk. „Wir wollen niemanden verärgern“, entgegnet VBW-Prokurist Uwe Davidsohn. Doch: Das Knebel-Zeitalter der 50er und 60er Jahre sei endgültig vorbei.
„Das System hat sich technisch längst überholt. Reparaturen sind schwierig. Es gibt keine Ersatzteile mehr. Deshalb haben wir am Rebhuhnweg wie seit knapp zwei Jahren auch in anderen Siedlungen die Umstellung auf Geldkarten der Sparkasse vorgenommen. Die sind weit verbreitet.“
Geräte "zunehmend energiesparend"
Mehr für den Strom zahlen müsse obendrein niemand. Davidsohn: „Unsere Geräte sind zunehmend energiesparend. Das Waschen wird keinesfalls teurer.“
Die VBW wollen sämtliche Häuser mit Gemeinschaftswaschküchen auf das „Cashless Wash“-Zahlverfahren umstellen. Bis 2013 sollen die alten Stromknebel verschwunden sein.