Bochum.. Der Mieterverein erhebt schwere Vorwürfe gegen die VBW. Danach soll laut Sprecher Aichard Hoffmann die Bochumer Wohnungsgesellschaft einen, so wörtlich, „kreativen Umgang mit dem Mietspiegel pflegen“.

Der Mieterverein kritisiert Zuschläge, die die VBW von Mietern verlange, etwa für „gehobene Badausstattung“, für Fernwärmenutzung oder für Photovoltaikanlagen. „All das gibt aber der Mietspiegel nicht vor“, so Hoffmann. Die Rechtsberater des Vereins seien bereits mit Einsprüchen von Mietern beschäftigt.

Die VBW wiederum sieht sich falsch dargestellt. Geschäftsführer Norbert Riffel: „Alles was wir tun, bewegt sich im Rahmen des Mietspiegels.“ So würden die Mieter bei anstehenden Modernisierungen nach Ausstattungswünschen gefragt; die Wahl liegt für Bäder zwischen Standard, Komfort und Deluxe. „Insbesondere dann, wenn wir barrierearm umbauen, schaffen wir einen Mehrwert. Für die Deluxe-Ausstattung erheben wir einen Zuschlag von 25 Euro. Für ein barrierefreies Bad könnten wir laut Mietspiegel 49 Euro mehr verlangen, doch das erscheint mir zu viel.“

Neue Fliesen reichen für Zuschläge nicht aus

Allein Sonderausstattungen rechtfertigten Zuschläge, wendet Aichard Hoffmann vom Mieterverein ein; „neue Fliesen reichen da nicht aus. Wir betreuen eine Reihe von Mietern, die mit den Verteuerungen nicht einverstanden sind.“

Ganz und gar zufrieden ist dagegen Alice Ortmann (61). Sie wohnt seit 34 Jahren in der Kreuzkampsiedlung, die vor fünf Jahren renoviert wurde. „Bei uns wurde viel gemacht: neues Bad, Türen, Heizung, Wärmedämmung, Fenster, Außenanlagen. Das Tollste: Ich habe jetzt eine Terrasse.“ 60 Euro betragen summiert die Zuschläge, die sie für die Modernisierungen zahlen muss. „Das ist im Rahmen geblieben. Die Miete kann ich mir noch leisten.“ Sie zahlt 530 Euro kalt für 63 Quadratmeter.

Photovoltaikanlage installiert

In den Häusern gegenüber hat die VBW eine Photovoltaik- und Solartermieanlage installiert. Mit letzterer wird das Warmwasser der Häuser aufbereitet. „dadurch können die Mieter 30 Prozent der Kosten einsparen. Dass wir fünf Euro pro Monat auf die Mieten umlegen, ist nicht unzulässig“, soweit Riffel.

Zuschläge verlangt die VBW auch, wenn sie Fernwärme fürs Heizen nutzt: „Sie gilt ökologisch als sinnvoll, weil sie aus Abwärme erzeugt wird.“ Dies betrachtet die VBW als Kraft-Wärmekopplung und hält deshalb einen Zuschlag für angemessen. „Aber das ist ein Disput, den wir schon lange mit dem Mieterverein führen.“

Mietspiegel als Basis

Aichard Hoffmann: „Wir kämpfen ja stets für den Erhalt kommunaler Unternehmen. Aber hier muss Kritik erlaubt sein.“ Natürlich könnten die betroffenen Mieter diese Zuschlag-Praktiken zurückweisen, doch nicht jeder wisse das. Der Mieterverein betont überdies, dass das halbstädtische Unternehmen mit dieser Praxis allein dastehe.

So versichert etwa Katja Weisker für die Deutsche Annington: „Zuschläge für Bäder oder Heizung sind bei uns unbekannt.“ Und für die Bochumer Wohnstätten sagt Vorsitzender Hermann Gleich: „Wir halten uns nur an den Mietspiegel. Darüber hinaus fordern wir keine Zuschläge.“

In einem Fall von Heizungszuschlag, in dem der Mieterverein Bürger vertrat, habe die VBW bereits einen Rückzieher gemacht, wie der Mieterverein erklärt. Dazu Norbert Riffel: „Es gibt Interpretationslücken im Mietspiegel, wobei nicht alle Mieter unsere Ansichten teilen. Vor Gericht wollen wir deshalb aber nicht ziehen.“