Bochum. Medizinerstudenten und Ärzte der Bochumer Ruhr-Universität warnen eindringlich vor Wasserpfeifen. Die Gesundheitsgefahren des Shisha-Rauchens seien weithin nicht bekannt.
Glimmstängel sind out: Die Zahl der jungen Zigarettenraucher geht zurück. Wasserpfeifen sind in: „Wir beobachten eine dramatische Zunahme. Rund 70 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben schon einmal Shisha geraucht. Fast alle unterschätzen die Gefahren“, warnen Studenten und Ärzte der Ruhr-Universität.
„Und deine Zukunft verraucht?!“: So heißt ein Anti-Nikotin-Projekt, das vor drei Jahren vom damaligen Medizinstudenten Assem Aweimer und Dr. Jörg Walther, Lungenspezialist am Bergmannsheil, entwickelt wurde. Ziel: Schülern zwischen 15 und 19 Jahren die Risiken des Rauchens aufzuzeigen; nicht als Frontalunterricht, sondern interaktiv, vielfältig, direkt erleb- und erfahrbar. So zeigt eine Computersimulation, wie sich das Gesicht eines Rauchers im Vergleich zum Nichtraucher binnen 40 Jahren verändert.
Lebensbedrohliche Risiken
Das Konzept kommt an. Mittlerweile haben sich über 700 Schüler auch aus Dortmund, Witten und Herne an dem Bochumer Projekt beteiligt. Am Mittwoch wurde der siebte Workshop im St.-Josef-Hörsaalzentrum veranstaltet: diesmal für Jugendliche des Berufskollegs Iserlohn.
Längst nimmt neben den (E-)Zigaretten die Wasserpfeife einen Schwerpunkt ein. Denn die sind in aller Munde. Im wahrsten Sinne. „Unglaublich, wie sich das Shisha-Rauchen in den letzten ein, zwei Jahren ausgeweitet hat. Es ist bei jungen Leuten zu einer Art Freizeitvergnügen geworden, wie früher das Kaffeetrinken. Sogar Schwangere saugen mit. Motto: Ist ja ungefährlich, ist ja nur Wasserdampf“, staunt Assem Aweimer, Ärztlicher Mitarbeiter in der Kardiologie des Bergmannsheils.
Das exotische „Vergnügen“ berge lebensbedrohliche Risiken, sagt Pneumologe Dr. Jörg Walther. In der Shisha werde meist Tabak mit Fruchtaromen geraucht. „Die Fruchtessenzen signalisieren Harmlosigkeit. Das Wasser wird als Filter für Schadstoffe wahrgenommen. Die giftigen Inhaltsstoffe werden ungefiltert aufgenommen – darunter Glyzerin, das auch zur Verwendung von Handcremes verwendet wird und bei der Wasserpfeife als Feuchthaltemittel dient“, schaudert es den Facharzt.
Mindestens so schädlich wie Zigarettenrauchen
Die Folgen, so Dr. Walther, können verheerend sein. Die wissenschaftlich dokumentierten Risiken reichen von Zahn- und Herzerkrankungen über Infektionen (übertragen beim Saugen am Mundstück) bis zum Krebs der Lippe, Mundhöhle, Lunge und Blase.
Fazit der Mediziner: Die Wasserpfeife ist mindestens so schädlich wie das Zigarettenrauchen, trage bei einem bis zu 20 Mal höheren Nikotingehalt aber ein deutlich verstärktes Suchtpotenzial. Fakten, die beim Anti-Raucher-Projekt stets für großes Erstaunen sorgen. „Die meisten Jugendlichen hatten zuvor fest geglaubt, Shisha sei ungefährlich“, erklärt Assem Aweimer.
Das Aha-Erlebnis soll in Zukunft noch mehr Schülern vermittelt werden. Die ehrenamtlich tätigen Projekt-Macher an der Uni und in den Kliniken planen, noch in diesem Jahr einen gemeinnützigen Verein zu gründen. „Wir wollen um zusätzliche Spenden und Partner werben, unsere Arbeit professioneller gestalten und die Aufklärungskampagne auf weitere Revierstädte und Hochschulen ausweiten“, kündigte Dr. Walther am Mittwoch im WAZ-Gespräch an. Eine Einbindung der Universität Duisburg-Essen stehe bevor.
Der Informationsbedarf ist groß – solange allein im Ruhrgebiet noch viele Tausend Wasserpfeifen glimmen...