Bochum.. Medizin-Studenten der Ruhr-Uni Bochum haben ein Projekt entwickelt, um Schüler vor dem Rauchen zu warnen. Sie zeigen etwa, wie sich Haut, Lunge und Zähne bei Rauchern verschlechtern. „Und deine Zukunft verraucht?!“, ist das Projekt überschrieben.

Assem heute: ein properer Mittzwanziger mit frischem Teint. Assem als Rentner: ein faltenreicher Graukopf mit tief eingefallenen Wangen. Der Computer macht’s möglich: Eine virtuelle Zeitreise dokumentiert, wie sich das Gesicht eines Rauchers im Vergleich zum Nichtraucher binnen 40 Jahren verändert.

Assem Aweimer stand für die Animation nicht zufällig Modell. Es war der Medizin-Student der Ruhr-Universität, der vor drei Jahren mit Kommilitonen ein Anti-Nikotin-Projekt entwickelte. Unter dem Titel „Und deine Zukunft verraucht?!“ zeigt es Schülern die Gefahren des Paffens auf. Nicht im Frontalunterricht. Sondern lebendig, vielfältig, direkt erleb- und erfahrbar.

Projekt hinterlässt Eindruck

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Mit Unterstützung von Dr. Jörg Walther, Lungenspezialist am Bergmannsheil, entstand ein einzigartiges Info- und Mitmachkonzept. Viermal wurde es seit 2009 umgesetzt, u.a. für die Goethe- und Hildegardis-Schule. „Über den Erfolg gibt es keine Untersuchungen. Die Rückmeldungen auch im Internet deuten aber darauf hin, dass unser Projekt bei so manchem jungen Raucher Eindruck hinterlassen hat“, weiß Dr. Walther.

Kein Wunder, sind die Darstellungen nicht nur plastisch, sondern mitunter drastisch. Eine präparierte Raucherlunge zeigt die verheerenden Langzeitschäden der Glimmstängel. Ein Messgerät ermittelt den Kohlenmonoxidanteil in der Ausatemluft. Bei Nichtrauchern liegt er bei 1 bis 2 ppm; trauriger Rekord bei einem starken Raucher waren 26 ppm. „Damit steht er auf einer Stufe mit einem Brandopfer“, so Dr. Walther. Zahnfarbtafeln geben Aufschluss, um wie viel gelber und hässlicher die Zähne beim Qualmen werden. Die vorschnelle Alterung der Haut spiegelt die PC-Gesichts-Animation wider.

Bei der fünften Auflage des Präventionsprojekts waren es am Dienstag 90 Berufsschüler des Klaus-Steilmann-Kollegs, die von den Medizin-Studenten über die Risiken des Rauchens aufgeklärt wurden. Erstmals dabei: Ulrich Demes. Nach 35-jähriger „Raucherkarriere“ musste dem krebskranken Bochumer vor 15 Jahren der Kehlkopf entfernt werden. Mühsam erlernte er die Ruktusstimme durch die Speiseröhre. Als Vorsitzender des Bezirksvereins des Bundesverbandes der Kehlkopflosen schilderte er den Berufsschülern gestern sein schweres Schicksal: Minuten, in denen es im Hörsaalzentrum des St. Josef-Hospitals ganz still war.

Wasserpfeifen genauso schädlich wie Zigaretten

Nicht minder gefährlicher als Zigaretten sind Wasserpfeifen. Auch ihnen gilt die deutliche Warnung der Studenten. „Die Shisha, meist mit Fruchtaromen, wird bei Jugendlichen immer beliebter. Viele glauben, sie sei unschädlich. Ein verhängnisvoller Irrtum“, betont Dr. Walther. Das Wasser diene nicht der Filterung, sondern allein der Abkühlung. „Die giftigen Inhaltsstoffe werden ungefiltert aufgenommen – darunter Glyzerin, das auch zur Verwendung von Handcreme verwendet wird und bei der Wasserpfeife als Feuchthaltemittel dient. Ekelhaft“, schüttelt sich der Facharzt.

Zukunft verraucht?

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Medizinstudenten der Ruhr Universität Bochum informieren in Workshops über die Gefahren des Rauchens. Fotos: Ingo Otto / WAZ FotoPool
Medizinstudenten der Ruhr Universität Bochum informieren in Workshops über die Gefahren des Rauchens. Fotos: Ingo Otto / WAZ FotoPool © Ingo Otto / WAZ FotoPool | Ingo Otto / WAZ FotoPool
Die Veranstaltung steht unter dem Titel
Die Veranstaltung steht unter dem Titel "Und deine Zukunft verraucht?" © Ingo Otto / WAZ FotoPool | Ingo Otto / WAZ FotoPool
Abhören mit dem Stethoskop.
Abhören mit dem Stethoskop. © Ingo Otto / WAZ FotoPool | Ingo Otto / WAZ FotoPool
 Sarah Dahl misst ihren Kohlenmonoxidgehalt in der Lungen.
Sarah Dahl misst ihren Kohlenmonoxidgehalt in der Lungen. © Ingo Otto / WAZ FotoPool | Ingo Otto / WAZ FotoPool
 Halime Benli bläst in ein Gerät zur Überprüfung der Lungenfunktion.
Halime Benli bläst in ein Gerät zur Überprüfung der Lungenfunktion. © Ingo Otto / WAZ FotoPool | Ingo Otto / WAZ FotoPool
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 Sandra Specker, Hanna Abel, Jürgen Höppner, Jennifer Sunnen sehen sich das Modell einer Lunge an.
Sandra Specker, Hanna Abel, Jürgen Höppner, Jennifer Sunnen sehen sich das Modell einer Lunge an. © Ingo Otto / WAZ FotoPool | Ingo Otto / WAZ FotoPool
 Ein Student zeigt eine Raucherlunge.
Ein Student zeigt eine Raucherlunge. © Ingo Otto / WAZ FotoPool | Ingo Otto / WAZ FotoPool
Ein Student zeigt auf ein Raucherbein.
Ein Student zeigt auf ein Raucherbein. © Ingo Otto / WAZ FotoPool | Ingo Otto / WAZ FotoPool
 Sandra Specker, Jürgen Höppner und Hanna Abel sehen sich eine Raucherlunge an.
Sandra Specker, Jürgen Höppner und Hanna Abel sehen sich eine Raucherlunge an. © Ingo Otto / WAZ FotoPool | Ingo Otto / WAZ FotoPool
 Avan Adulkarim und Tamara Müller (l-r) hören mit einem Stetoskop die Lunge ab. Studentin Katja Rüdiger sieht zu.
Avan Adulkarim und Tamara Müller (l-r) hören mit einem Stetoskop die Lunge ab. Studentin Katja Rüdiger sieht zu. © Ingo Otto / WAZ FotoPool | Ingo Otto / WAZ FotoPool
 Sandra Specker, Hanna Abel, Jürgen Höppner, Jennifer Sunnen und Studentin Elisabeth Wilden sehen sich das Modell einer Lunge an.
Sandra Specker, Hanna Abel, Jürgen Höppner, Jennifer Sunnen und Studentin Elisabeth Wilden sehen sich das Modell einer Lunge an. © Ingo Otto / WAZ FotoPool | Ingo Otto / WAZ FotoPool
 Student Dennis Kost bläst in ein Peak Flow Meßgerät. Damit wird die Lungenfunktion getestet.
Student Dennis Kost bläst in ein Peak Flow Meßgerät. Damit wird die Lungenfunktion getestet. © Ingo Otto / WAZ FotoPool | Ingo Otto / WAZ FotoPool
. . . das war die letzte Zigarette. . .
. . . das war die letzte Zigarette. . . © Ingo Otto / WAZ FotoPool | Ingo Otto / WAZ FotoPool
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Anfragen für das Anti-Rauch-Projekt gibt es reichlich. „Mehrere Schulen auch in Witten oder Dortmund haben Interesse“, berichtet Studentin Ricarda Wüstefeld. Doch mehr als zweimal im Jahr sei der Info-Tag nicht zu stemmen. „Wir müssen dazu die Semesterferien nutzen.“ Die Bochumer Kommilitonen hoffen deshalb, dass auch andere Revier-Unis einsteigen. „Bedarf gibt es allemal.“