Bochum. Der Mann gleicht einem Vulkanausbruch: explosiv, glühend, unbeherrschbar, mitunter zerstörerisch. Dass dem kahl rasierten Eiferer mit dem diabolischen Blick ein höchst sensibler Geist innewohnt, wissen die Fans von Serdar Somuncu – und lieben ihn dafür.
750 Besucher füllten den Saal im Ruhr-Congress, als der 43-Jährige am Freitagabend zu einer seiner berüchtigten „Hasspredigten“ ansetzte. Dabei sprengt der gelernte Schauspieler und Musiker die gängigen Grenzen des Kabaretts und – wie seine Kritiker ätzen – guten Geschmacks.
Fern jeder „political correctness“ geifert der gebürtige Türke über Kirche und Kollegen, Heuchler und Hohepriester, RTL und RAF, Schwachmaten und Schwule, Onanisten und Ossis, Politiker, Proleten, Promis. Gnade wird nicht gewährt. Niemand (schon gar nicht das Publikum) bleibt von den Hetztiraden verschont. Gern gibt Somuncu den bellenden Adolf (die Lesungen aus „Mein Kampf“ haben ihn bekannt gemacht). Provokation pur, Tabubrüche in Serie, Rassismus in kaum erträglichen Dosen – und doch nur einem Ziel verhaftet: Mit Intoleranz zu penetrieren, um zur Toleranz aufzurufen; Verschwörung zu propagieren, um zur Versöhnung beizutragen.
Die Fanbasis wächst
Massentauglich ist das nicht. „Viele TV-Aufzeichnungen wurden nie gesendet“, grinst der Kölner, dessen Fanbasis gleichwohl stetig wächst.
Dass der Meister des Wortes auch als Musiker etwas zu sagen hat, beweist er mit seinem Debütalbum „Dafür kommt man in den Knast“. Am 6. Juni gastiert er in der Bochumer Zeche.