Bochum. . Das von der Polizei gewünschte Glasverbot an VfL-Heimspieltagen bekam im Ausschuss für Ordnung und Verkehr eine Mehrheit – nicht zuletzt deshalb, weil die Verwaltung den Geltungsbereich stark eingeschränkt hat, in dem der Verkauf und das Mitbringen von Glasflaschen verboten sein soll.
Das Glasverbot an Heimspieltagen des VfL Bochum kommt. Nach der Forderung der Polizei kann sich auch die Politik damit anfreunden. Wohl auch, weil die Verwaltung den Wirkungskreis einschränkte.
Waren im ersten Entwurf für die „Bochumer Sicherheitsverordnung“ noch quasi alle Einzelhändler in der Innenstadt betroffen, beschränkt sich die Verbotszone nunmehr weitgehend auf die Marschroute auswärtiger Fans vom Hauptbahnhof über die Castroper Straße bis zum Stadion samt Nebenstraßen. In diesem Bereich wären nur noch vier Supermärkte betroffen, die nach eigenem Bekunden bislang nur selten Alkohol zu Fußballspielen verkauften (zwei Discounter bieten Bier nur in Plastik an). Polizeirat Torsten Jud: „Dieses Verbot hätte wir beim Rostockspiel vor zwei Wochen schon gebraucht.“
Die Koalition aus SPD/Grünen beantragte zudem, dass das Glasverbot öffentlich erläutert werde, um Verunsicherungen von Bürgern auszuräumen und, so Martina Schmück-Glock, um zu zeigen, gegen wen es sich richtet: „gegen gewaltbereite Fans, die Glasflaschen als Wurfgeschosse einsetzen.“ Es betreffe eben nicht den Gast, der in einer Kneipe auf dem Boulevard seinen Prosecco trinke, fügte Rechtsdezernentin Diane Jägers an. Derzeit sei Bochum ein „regelfreier“ Raum: Die alte Sicherheitsverordnung ist ausgelaufen, eine neue kann erst nach Bekanntmachung in Kraft treten.
Verbot auf zwei Jahre beschränkt
Das Glasverbot war zunächst auch unter Politikern umstritten vor allem wegen der Größe der Verbotszone. Supermärkte in der Innenstadt hätten dann jeweils mit großem Aufwand ihre Regale an Heimspieltagen – in der Regel alle zwei Wochen – umräumen müssen. Im Hauptausschuss hatte es im Januar viele Einwände gegeben, so dass die Debatte über die erneut in die Ausschüsse kam.
Auf Vorschlag der SPD wird das Glasverbot bei Fußballspielen zunächst auf zwei Jahre beschränkt: „Nach dieser Testphase können wir entscheiden, ob die Verbotszone ausreicht oder doch vergrößert werden sollte“, so Schmück-Glock. Die Polizei zeigte sich nach dem Votum erleichert. Torsten Jud: „Ich bin sicher, dass sich beim Verbot viele auswärtige Fans daran halten werden und schon gar keine Flaschen mit in den Zug nehmen.“
Gertrudiskirmes soll nicht gefährdet werden
Der Ordnungsausschuss entschied nicht über den Antrag auf elf verkaufsoffene Sonntage in 2012, weil es in der nächsten Woche zu einer Zusammenkunft kommen wird zwischen Einzelhandelsverband, IHK, Kirchen und Gewerkschaften. Jens Lücking (FDP): „Wir brauchen nicht über eine Vorlage abzustimmen, die ihre Aktualität verloren hat.“
In dieser Runde am Aschermittwoch wollen sich Verfechter und Gegner gemeinsam mit der Zukunft verkaufsoffener Sonntage in Bochum befassen. Diane Jägers: „Dabei sollen Kriterien festgelegt werden für Verkaufs-Anlässe.“ Denn Sonntagsöffnungen sind stets gekoppelt an Feste; so hat die Gertrudiskirmes in Wattenscheid im März als Brauchtumsveranstaltung hohe Akzeptanz. Jägers: „Abweichende Varianten zum diesjährigen Sonntagsverkauf sind möglich. Dann müsste aber ein Antrag gestellt werden, der nur aus der Mitte des Rates kommen kann.“
Michael Hermund (DGB) ist sich sicher, dass der aktuelle Antrag (11 Sonntage im Jahr) am 1. März im Rat wieder abgelehnt wird. „Deshalb wollen wir uns gemeinsam auf die Suche machen nach einem gesellschaftlich getragenen Kompromiss. Die Gertrudiskirmes soll nicht gefährdet werden. Ich könnte mir vorstellen, mit vier Sonntagen pro Jahr leben zu können.“