Bochum. Das dürfte Bochumer Rekord sein: Die St. Engelbert-Kirchengemeinde in Oberdahlhausen organisiert seit 1978 eine Weiberfastnachts-Fete.

„Übermütig stimmten die Narren in Oberdahlhausen in den Karnevalsschlager ,Rucki Zucki’ ein.“ Ernst Negers Gassenhauer zeigt an: Der WAZ-Bericht über die jecke Sause ist älteren Datums. Genauer: von 1978. Damals wurde erstmals „Weiberfastnacht am Kassenberg“ gefeiert. Die Überschrift ist bis heute aktuell. Denn: Die Mädels feiern immer noch!

Es war ein Mann Gottes, der die wohl älteste Weiberfastnachtsfete in Bochum begründete. „Wollt Ihr nicht mal Karneval machen?“, fragte der aus dem Rheinland stammende Pfarrer Rambo („Der heißt wirklich so“), als er vor 35 Jahren seinen Dienst in der St. Engelbert-Gemeinde antrat.

Die Katholische Frauengemeinschaft (kfd), ehedem Pfeiler des Gemeindelebens, folgte dem Pappnasenappell allzu gern. Und weil es ausschließlich Frauen waren, die dem Karneval frönen wollten, war schnell klar: Die Männer müssen draußen bleiben – gefeiert wird zur Weiberfastnacht.

Der Erfolg ist narrensicher

1978 stieg die erste Sause im Saalbau (heute Landhaus) Wibbecke. Motto: „Helau, wird sind dabei!“ Ein Radio- und Fernsehgeschäft stellte die Lautsprecheranlage bereit. Tänze, Sketche, Büttenreden, Schunkellieder: Das Programm war komplett „Made in Oberdahlhausen“. „Und ist es bis heute“, betont Elisabeth „Liesel“ Even, mit Anneliese Hackert (81) eine der Pionierinnen des kfd-Weiberkarnevals.

Jahr für Jahr organisiert die flotte 80-Jährige die fünfte Jahreszeit in ihrer Gemeinde. Der Erfolg ist inzwischen narrensicher. Die 350 Eintrittskarten (10 Euro, Mitglieder 6 Euro): im Vorverkauf binnen einer Stunde vergriffen. Der Saal bei Wibbecke: ein proppenvoller Hort kunterbunter Fröhlichkeit. Das Engagement der kfd-Damen: auch im 34. Jahr ungebrochen groß.

„Dabei sind die Wochen vor den tollen Tagen immer ein Stress-Test für unsere Familien“, weiß Martina Drews (49), das Küken im Festausschuss. Die Proben im Pfarrheim und bei den Akteuren daheim kosten Zeit und Nerven. „Schwierig sind vor allem die Tänze. Da macht nur Übung den Meister“, ergänzen Brigitte Roßmanneck (61) und Birgit Friedrich (60), die im Vorbereitungsteam der kfd gleichfalls wichtige Arbeit leisten.

Sportliche wilde Weiber

Allesamt profitieren sie von der Erfahrung und der Ruhe, die Liesel Even ausstrahlt. Sie hat seit 1978 bei keiner Feier gefehlt und konnte stets auf die Hilfe ihres inzwischen verstorbenen Ehemanns setzen: „Hinter den Kulissen gibt es unendlich viel zu tun. Herbert war unser Mann für alle Zwecke.“ Dass er die Party nie selbst besuchen durfte, habe ihm nichts ausgemacht – „wie auch den anderen Männern nicht. Im Gegenteil: Ich glaube, die sind froh, dass sie nicht kommen müssen“, sagt Martina Drews und grinst breit.

In dieser Session kommen Liesels wilde Weiber sportlich daher. „Olympia – Dabeisein ist alles“, lautet am Donnerstag ab 17 Uhr das Thema der launigen Weiberfastnacht im Landhaus. Büttenreden wie „Peinlicher Bekenner“ und „Die Wallfahrt“ oder Sketche wie „Urlaub zu dritt“ und „Kännchen Kaffee“ verheißen wieder etliche Lacher. Durch den Abend führt Claudia Schmelter.

Zum Tanz spielt bis Mitternacht die Live-Band „In the Mood“ auf. 1978 lässt grüßen: Vielleicht wird zu später Stunde ja auch wieder Ernst Negers „Rucki Zucki“ angestimmt . . .