Bochum. Das Ehepaar Woo setzt sich zur Ruhe. Damit schließt am Silvestertag eines der ältesten China-Restaurants in Bochum.
Stäbchen benutzten die Deutschen in den 1960er Jahren nur beim Mikado. Damit essen? Unvorstellbar. Ein halbes Jahrhundert später werden Ente, Soja, Sushi & Co. meist stilecht in die Holzklemme genommen. In Bochum haben die Eheleute Woo den Lernprozess entscheidend befördert. Morgen schließen sie ihr Lokal „Shanghai“ und gehen in Rente. Leise, wie es ihre Art ist. Stolz, zu den Pionieren der chinesischen Küche zu zählen.
1961 war das „Asia“, wie es anfangs hieß, auf dem Südring/Ecke Brüderstraße eröffnet worden: damals als eines der ersten China-Restaurants in Bochum. 1977 übernahmen Chi-Yuen Woo (68) und seine Frau Siu-Fang (65) das Lokal und benannten es nach ihrem Geburtsort: Shanghai. Gastronomische Erfahrungen hatten sie zuvor auf der US-Airbase in Rammstein gesammelt, wo sie die Kantine leiteten. Mit ihrer Familie eröffneten sie später Restaurants an der Viktoria-straße und Herner Straße.
Ende einer Ära
„Die 1960er und -70er Jahre waren großartig. Es gab deutsche Lokale, Italiener, Chinesen – und sonst nichts“, erinnert sich Chi-Yuen Woo. Die Eheleute richteten sich dauerhaft in ihrer neuen Heimat ein. Ihre drei Kindern nannten sie Antony, Christine und Sandra: „Allein mit ihren chinesischen Vornamen hätten sie es hier vielleicht schwerer gehabt.“ Die Geschäftsentwicklung war mal süß, mal sauer. „In den 80er und 90er Jahren hat das internationale gastronomische Angebot enorm zugenommen. In Bochum gab es zu Spitzenzeiten allein 50 China-Restaurants. Klar, dass sich das Überangebot bei unseren Umsätzen bemerkbar machte. Die jüngste Wirtschaftskrise hat uns weitere Gäste gekostet“, berichtet Chi-Yuen Woo.
Zeit, sich zur Ruhe zu setzen. Weil die Kinder keine Ambitionen haben, das „Shanghai“ fortzuführen, endet am Silvestertag eine Ära am Südring. „Mit einem lachenden und einem weinenden Auge“ nehmen die Woos Abschied von ihren Stammgästen. Na ja, nicht ganz: Beide wollen bei Bedarf im „Peking“ an der Viktoriastraße aushelfen, das seit 1968 im Familienbesitz ist.
Einer eisernen Regel bleiben sie bis zum Ende treu: „Bei uns gibt es kein Büfett. Wer chinesische Küche liebt, sollte die Speisen frisch genießen.“
Gern auch mit Stäbchen.