Bochum. Ein fast 50 Meter langer und 300 Tonnen schwerer Riesentransporter rollte in der Nacht auf Freitag durch Bochum. Er hatte ein mächtiges Getriebe für ein Schiff in Rotterdam geladen.

48 Meter lang, insgesamt über 300 Tonnen schwer - Bochumer Straßen mussten Donnerstagnacht einiges aushalten. Vom Gewerbegebiet in Hattingen machte sich um 22 Uhr ein riesiger Schwertransport auf, quer durch Bochum bis nach Gelsenkirchen. Zwei Zugmaschinen der Spedition Siefert und jede Menge Begleitfahrzeuge manövrierten ein tonnenschweres Getriebe der Bochumer Firma Jahnel-Kestermann, welches später bei Rotterdam in ein Schiff eingebaut werden soll.

„Ich denke, dieses Mal läuft alles glatt“, mutmaßte Friedhelm Reichel, der Projektleiter der verantwortlichen Logistik-Firma Lehnkering. Das etwas leichtere Schwestergetriebe brauchte wegen Schnee und Eis im vergangenen Jahr 14 Stunden bis zum Hafen in Gelsenkirchen, diesmal soll die Fracht dem Plan zufolge schon nach fünf Stunden ankommen.

Stromkasten zerschellte am Bordstein

Eingeschweißt in Schutzfolie mit dicken Ketten gesichert thronte das 250 Tonnen schwere Getriebe auf dem 17-achsigen Anhänger - 5,90 Meter breit und 3,40 hoch. Die Zugmaschine lief trotz 660 PS erstaunlich leise, Hydraulik zischte, dann öffnete sich langsam das Rolltor der Fertigungshalle. Ein metallisches Quietschen ertönte und der Koloss setzte sich in Bewegung. Souverän meisterte der Fahrer den ersten Engpass, nur wenige Zentimeter trennten Tor und Fracht. Dann ein Knirschen, der Zug rollt noch etwas weiter und blieb stehen. Der erste Zwischenfall: Der Stromkasten des Anhängers war am Bordstein zerschellt. Doch die Arbeiter reagieren routiniert, die Kabel wurden geflickt und der Tross setzte sich wieder in Bewegung.

Vier Streifenwagen als Begleitung

Begleitet von vier Streifenwagen und zwei Bogestra-Fahrzeugen ging es über die Ruhrbrücke auf die Wuppertaler Straße - ganz hinten ein Wagen als rollendes Verkehrsschild. Bergauf half ein zweiter Laster und schob. Über die Hattinger Straße bis zur Kohlenstraße rollte der Schwertransport. Straßenbahnen, Busse und Privatverkehr mussten warten, alle Absperrungen wurden über Funk koordiniert. Einen wahren Zick-Zack-Kurs nahm der Tross: über die Kohlenstraße auf die Schützenstraße bis zum Eppendorfer Denkmal (ein weiterer Engpass). Mit rund 15 km/h ging es weiter über die Ruhrstraße auf den Zeppelindamm und die Berliner Straße auf die Weststraße, dort weiter im Zick-Zack durch Gelsenkirchen bis zum Hafen.

„Dieser Kurs ist genau ausgeklügelt“

„Dieser Kurs ist genau ausgeklügelt“, erklärte Reichel. „Wir dürfen nicht über alle Brücken fahren und manche Brücken über der Straße sind zu niedrig. Hinzu kommen enge Kreuzungen und Kreisverkehre.“

Eine weitere kniffelige Stelle gab es an der Berliner Straße: Die Eisenbahnbrücke vor der A 40 ist für Fahrzeuge mit einer Höhe von vier Metern ausgezeichnet. „In Wahrheit ist sie 4,50 Meter hoch“, verrät Reichel, „wenn wir den Anhänger absenken, kommen wir auf 4,40 Meter, das passt.“

Schwertransport

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Bilder: Karsten John /WAZ FotoPool
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Trotz all dieser Umstände kam der Transport ohne weitere Probleme ans Ziel. Um 4 Uhr früh erreichte der Tross den Hafen in Gelsenkirchen.

Getriebe kostet 2,5 Millionen

Das Getriebe der Firma Jahnel-Kestermann wird bei Rotterdam in ein Schiff gebaut. Dort soll es Fahrtrinnen für andere Schiffe ausbaggern. Es wird dabei von zwei Elektro-Motoren mit je 2200 Kilowatt angetrieben. Das Getriebe kostet ungefähr 2,5 Millionen, der Transport bis nach Rotterdam rund 70.000 Euro. Zurzeit verhandelt die Bochumer Firma noch über einen Folgeauftrag: ein 300-Tonnen-Getriebe – das ist fast das Startgewicht einer Boeing 747.