Bochum. .

Es ging nicht wirklich um Vögel beim 24. WAZ-Nachtforum Medizin: Denn unter dem Titel: „Komische Vögel: Der grüne und der graue Star“ informierten Fachärzte des Knappschaftskrankenhauses Langendreer die Besucher in der fast voll besetzten Cafeteria über zwei ernsthafte Augenkrankheiten.

Nach der Begrüßung durch Thomas Schmitt, Leiter der WAZ-Redaktion Bochum, klärten zuerst Dr. Inga Kersten-Gomez, Funktionsoberärztin in der Augenklinik, und Dr. Peter Breil, Oberarzt in der Augenklinik, das Publikum über den „etwas gefährlicheren Star“auf, wie Kersten-Gomez sagt. Der grüne Star, auch als Glaukom bekannt, entwickele sich in der Regel schleichend, so die Ärztin. Ursachen seien häufig ein zu hoher Augeninnendruck und unzureichende Durchblutung. „Ich empfehle einen regelmäßigem Vorsorge-Check des Augeninnendrucks und des Sehnervs ab 40 Jahre“, so Kersten- Gomez in ihrem Vortrag.

Gesetzliche Krankenkasse übernimmt die Kosten nicht

Die Tatsache, dass diese Vorsorge nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen wird, löste im Publikum Unmut aus. „Das ist ein großes Problem“, bestätigte Augenarzt Breil die Kritiker.

„Wenn die ersten Gesichtsfeldausfälle, also verschwommene oder dunkle Stellen, wahrgenommen werden, ist häufig schon 50 Prozent des Sehnervs zerstört“, sagte er.

Das Glaukom sei bei frühzeitiger Diagnose gut behandelbar. Erst könnten Augentropfen helfen. Reicht dies nicht oder werden die Tropfen nicht vertragen, griffen operative Lösungen. Eine Methode: Bei einem minimalinvasiven Eingriff werde ein Mikrostent im Kammerwinkel des Auges eingesetzt. Dieser zusätzliche Abflussweg für das Kammerwasser senke den Augeninnendruck. Bei einer anderen Technik werde der Zufluss durch ein schonendes Laserverfahren gedrosselt, erläutert Referent Breil.

"Grauer Star" kann operativ entfernt werden

Der zweite Teil des WAZ-Nachtforums widmete sich dem anderen „Vogel“, namens „grauer Star“. Dr. Fritz Hengerer, Leitender Oberarzt der Augenklinik, machte gleich zu Beginn klar: „Wir bekommen alle den grauen Star, wir müssen nur alt genug werden.“
Betroffene haben „trübe Aussichten“, so Hengerer, z.B. Nebelsehen und Verschwommenheit aber auch eine Blendungsempfindlichkeit etwa im Straßenverkehr.

Allerdings gibt es beste Möglichkeiten, das Leiden loszuwerden. Die operative Entfernung der trüben Linse und der Einsatz einer Kunstlinse sei die am häufigsten durchgeführte OP mit hohem Sicherheitsstandard, so Hengerer. Allein im Knappschaftskrankenhaus würden jährlich rund 4000 OPs am grauen Star durchgeführt, sagt Hengerer. Eindrücklich verglich der Mediziner die modernen Operationsmethoden mit solchen im Mittelalter. Beim „Starstich“ wurden die getrübte Linse des Patienten einfach auf den Boden des Augapfels gedrückt. Betäubung? Fehlanzeige. „In manche Ländern der Dritten Welt wird der Starstich noch immer angewandt“, informiert er das Publikum. Und: Die moderne Medizin mache es heutzutage sogar möglich, dass mit speziellen Kunstlinsen Sehfehler wie Weitsichtigkeit ausgeglichen würden.

Die Premium-Linse ließe sich gar nach dem Einsetzen mit Hilfe ultravioletten Lichtes individuell anpassen, so Hengerer. „Wie lange halten die Linsen?“, lautete eine Frage aus dem Publikum. „Wir geben auf unsere Linsen 50 Jahre Garantie“, beeindruckte Hengerer die Zuhörer. Moderator Thomas Schmitt von der WAZ hakte nach, wie viel denn so eine Premiumlösung koste. Wer die Spitzenlinse möchte, müsse schon 4000 Euro pro Auge hinlegen, so die Antwort. Und davon zahle leider nichts die gesetzliche Krankenkasse. Jedoch liefen aktuell in der Politik Verhandlungen darüber, dass zumindest in jedem Fall der Standard von den Kassen übernommen werden könne. Der Patient müsse dann nur noch die zusätzlichen Kosten aus eigener Tasche zahlen, hofft Hengerer. Für alle, die keine fünf- bis achttausend Euro locker haben, heißt es also erstmal: Standardlinse rein und Brille tragen.

Abschließend stellte der Direktor der Augenklinik, Prof. Burkhard Dick, einige Innovationen vor. Beeindruckend: computergesteuerte OPs mit dem Femto-Laser als Schneideinstrument statt eines Skalpells..