Bochum. .

Damit nicht plötzlich alle Signale auf Rot schalten, muss die Bogestra jetzt investieren und überkommene Signal- und Schalttechnik, die zum Teil noch aus den 70er Jahren stammt, austauschen – und zwar dringend. Wer es nicht glaubt, dem sei der Eindruck eines Besuchs im Stellwerk in den Katakomben des Bochumer Hauptbahnhofes geschildert. Die Relais knattern und knacken, wann immer eine Weiche gestellt, ein Signal umgeschaltet wird, wie einst in einem Fernmeldeamt.

„Das funktioniert hervorragend, nur mittlerweile wird es immer schwerer, noch Ersatzteile zu bekommen“, sagt Bogestra-Prokurist Jörg Filter, Keine Frage, die Technik in den vier alten Stellwerken aus dem Analogzeitalter hat ihre Schuldigkeit getan. Aus Sicherheitserwägungen heraus sei dies zwar nicht problematisch, denn wenn es dort ein Problem gebe, werden alle Signale automatisch auf Rot geschaltet. Nichts geht mehr.

Für acht Millionen Euro schreibt die Bogestra dieses für den Tunnelbetrieb 308/318 so wichtige Stellwerk aus. Allein für die nächsten fünf Jahre benötigt sie eine Fördersumme von 115 Millionen Euro und darin sind nur die dringendsten Investitionsaufgaben enthalten. Allein aus eigenen Mitteln sei dies nicht möglich. Hier trommeln alle Verkehrsunternehmen, um die Förderrichtlinien zu ändern.

Jörg Filter ist Prokurist bei der BoGeStra in Bochum
Jörg Filter ist Prokurist bei der BoGeStra in Bochum © Ingo Otto / WAZ FotoPool

Intelligente Konzepte

Wenn die Signaltechnik „schlapp“ mache, müssen im Extremfall Taktzeiten geändert oder auf Sicht gefahren werden, was eine Verringerung der Geschwindigkeit von 70 auf nur 40 Stundenkilometern zur Folge habe. Als vor einiger Zeit ein defektes Bauteil die U-Stadtbahn 35 lahmlegte, war erst einmal „Hängen im Schacht“ angesagt. Doch Filter hält nichts von Panikmache oder griffigen Beschwörungen vom „Verkehrskollaps“. Er setzt lieber auf die Service-Karte: „Wir könnten dann unsere Dienstleistungen nicht mehr anbieten.“ Auch eine vom Chef der Essener Verkehrs AG (EVAG), Horst Zierold, in Spiel gebrachte „ÖPNV-Umweltabgabe“ hält Filter für wenig zielführend. „Was nutzt das dem Bürger? Was wir brauchen, sind intelligente Konzepte, die Anreize schaffen.“

Als Beispiel zeigt die Bogestra gern auf die U 35, mit ihren in der Spitze 84.000 Fahrgästen pro Tag gehört sie mit Sicherheit zu den am besten frequentierten Verbindungen im VRR überhaupt. Daher sei eine Investition, wie der Bau der neuen Haltestelle „Gesundheitscampus“ für 14 Millionen Euro gerechtfertigt – trotz Investitionsstau.