Bochum. Der Bochumer Herzinfarktverbund besteht inzwischen bereits zwei Jahre. WAZ-Redakteur Jürgen Boebers-Süßmann sprach mit dem Mit-Initiator des medizinischen Netzwerks, Prof. Dr. Andreas Mügge, Direktor der Kardiologie an den Uni-Kliniken St. Josef-Hospital und Bergmannsheil.

Wie kam der Verbund damals zu Stande?

Prof. Mügge: Gegründet wurde dieser Verbund von allen Partnern, die an der Rettungskette im Fall eines Herzinfarktes beteiligt sind, also Feuerwehr/Notärzten sowie niedergelassenen Kardiologen und Krankenhausärzten. Unterstützt wird der Verbund vom Herz-Kreislaufverein Ruhr-Mitte.

Welche Ziele werden verfolgt?

Das Ziel des Verbundes ist die Aufklärung über das Herzinfarktrisiko und das richtige Verhalten bei Verdacht auf einen Herzinfarkt.

Wie viele Fälle gibt es?

Seit Gründung des Verbundes Ende 2007 wurden 630 Herzinfarktpatienten im Raum Bochum notfallmäßig versorgt. Der jüngste Patient war 21 Jahre alt, keine Altersgruppe bleibt verschont. Herzinfarkte sind auch schon lange nicht mehr eine typische Erkrankung des Mannes: Jeder dritte Herzinfarktpatient ist heute eine Frau.

Die Risiken für einen Herzinfarkt sind ja allgemein bekannt...

In der Mehrzahl waren zuvor die Risikofaktoren bekannt – bei Männern meist Bluthochdruck und Rauchen, bei Frauen Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Zucker. Bei den jungen Patienten, jünger als 50 Jahre, dominiert mit 75 % das Rauchen als Risikofaktor.

Vorbeugung – gesunde Ernährung, Bewegung, Verzicht auf Nikotin – ist das Eine. Wie wird der Infarkt behandelt, wenn es ernst wird?

Wir behandeln ihn im Herzkatheterlabor, indem wir das verstopfte Herzkranzgefäß mit einem Ballon/Stent wieder eröffnen. Zeit spielt dabei eine große Rolle, je später der Eingriff stattfindet, desto weniger nützt er dem Patienten.

Der Rettungswagen sollte es doch aber rasch ins Krankenhaus schaffen...

Nur 46 % der Patienten alarmieren den Notarztwagen über 112, der direkt in eine Klinik mit entsprechender 24 Stunden-Bereitschaft fährt. Ein Fünftel sucht zunächst den Haus- oder Facharzt auf, teilweise erst am nächsten Tag oder nach einem Wochenende. Dadurch geht wertvoll Zeit verloren.