Bochum. .

Mitte Oktober ist es soweit: Dann werden die ersten Patienten auf den zwei neuen interdisziplinären Komfortstationen des Knappschaftskrankenhauses in Langendreer aufgenommen.

Der „Anbau Süd“ wurde in den letzten 22 Monaten für rund 11,3 Millionen Euro fertiggestellt. Neben Pflege- und Laboreinrichtungen beherbergt der Neubau auf 1500 Quadratmetern zwei Stationen der Extraklasse. Insgesamt sind es 46 Betten in Ein- und Zweibettzimmern von je 21 bis 39 Quadratmetern Größe. Die Architektur, mit einem lichtdurchfluteten Atrium in der Mitte sowie die hochwertige Einrichtung der Patientenzimmer vermitteln eine Atmosphäre, die Elisabeth Lause, leitende Architektin des Dezernats Planen und Bauen der Knappschaft-Bahn-See als „cool und zugleich wohnlich“, beschreibt. Außer großen Flachbildfernsehern fällt insbesondere das edle Duschbad ins Auge, dessen klare Glaskabine genauso gut in einem Vier-Sterne-Hotel stehen könnte. „Wir möchten unser Angebot für die Patienten verbessern. Neben der medizinischen Versorgung sollen sie einen weiteren Grund haben, sich für uns zu entscheiden“, erläutert Prof. Dr. Richard Viebahn, Ärztlicher Direktor des Knappschaftskrankenhauses, die Beweggründe für die Luxusvariante.

Die Krankenhäuser rüsten auf, um den gehobenen Ansprüchen bestimmter Patienten gerecht zu werden. Das Knappschaftskrankenhaus ist damit kein Vorreiter in Bochum. Auch auf der Komfortstation im Bergmannsheil lässt es sich leben, besser gesagt genesen. Der Ausblick dort reicht über die Dächer der Stadt hinweg bis hin zur Schalke-Arena. Rainer Siegfried (65) liegt hier in diesem Einzelzimmer. Sein Bett lässt sich aber auch durch die bodentiefen Glasfenster auf den Balkon schieben. Außer der Glasfront bietet das Zimmer eine angenehme Atmosphäre mit dunklem Holzfurnier und geschmackvollem Kunstdruck an der Wand. Der selbstständige Gas- und Wasserinstallateur Siegfried wird auf der Wahlleistungsstation 3. 6 wegen eines Vorhofflimmerns behandelt. Hier im Komfortbereich fühle er sich schon als Patient erster Klasse, sagt er. Allerdings: „Am Krankenhaus gefällt mir erstmal generell gar nichts. Aber wenn es sein muss, möchte ich mich nicht zusätzlich über andere Dinge ärgern“, begründet er den Vorzug des hübschen Einzelzimmers. Wie im Bergmannsheil, das seine Komfortstation seit Ende 2006 betreibt, gibt es in weiteren Bochumer Krankenhäusern die Möglichkeit, komfortabel zu liegen.

Eine Neueröffnung war im Frühjahr 2010 das schmucke Josefcarree des Katholischen Klinikums. Auch dort erwarten den Patienten großzügig und stilsicher gestaltete Räumlichkeiten. Zusätzlich genießt er Annehmlichkeiten wie einen eigenen DVD-Spieler, eine Minibar sowie ein besonderes Speisenangebot. Leckeres zu essen, z. B. Lachshäppchen, gibt es übrigens auf allen Komfortstationen. Gleich im Herbst 2010 zog das MartinLuther Krankenhaus in Wattenscheid nach. Auch hier: viel Platz und besondere Service und Speisenangebote.

Der Wunsch, bei Krankheit ungestört zu sein und sich möglichst wohlzufühlen, ist nicht neu. Nur wurde dem in Krankenhäusern oft nicht sonderlich viel Rechnung getragen. Schlechtes Essen und enge Mehrbettenzimmer machten die Aufenthalte manchmal zur Tortur. Auch die Bedingungen auf den Standardstationen haben sich vielerorts verbessert.

Doch die Komfortstationen setzen einen drauf. Und es sind keineswegs nur privat Versicherte, die sich dort auskurieren. „Der Anteil der gesetzlich Versicherten mit Zusatzversicherung beträgt auf dieser Station etwa 50 Prozent“, so Robin Jopp, Pressesprecher des Bergmannsheils. Auch die privaten Krankenkassen bemerken ein steigendes Interesse der gesetzlich Versicherten an dem Angebot, im Krankenhaus quasi als privat versichert zu gelten. „Wir erwarten für 2010 eine Gesamtzahl von 5,64 Millionen Abschlüssen dieser Art Zusatzversicherungen. Seit 1999 sind eine Millionen hinzu gekommen. Ein Zuwachs von rund 20 Prozent“, erläutert Dirk Lullies, Pressereferent des Verbandes der privaten Krankenversicherungen (PKV). Eines dürfe bei dem Ganzen nie vergessen werden: „Es ist ein Krankenhaus und kein Hotel“, betont Katharina Lorych, Stationsleiterin im Bergmannsheil.

Der Komfort beinhalte nur Serviceleistungen, aber keine bessere Therapie. „Die medizinische Versorgung hat in Deutschland auf jeder Station einen sehr hohen Standard“, so Viebahn, Ärztlicher Direktor im Knappschaftskrankenhaus. Wer sich aber Komfort leisten will und kann, der wird in Bochumer Krankenhäusern zunehmend fündig.