Bochum. . Zwei junge Bochumer VfL-Fans mussten am Dienstag vor Gericht, weil sie bei den Tumulten nach dem Abstieg ihres Vereins im Mai 2010 mitgemischt hatten. Sie sollen eine Polizeisperre durchbrochen und ein Tor geöffnet haben.

Nach der Randaleaktion beim letzten Bundesligaabstieg des VfL Bochum mussten am Dienstag zwei junge Bochumer auf die Anklagebank. Landfriedensbruch warf ihnen die Staatsanwaltschaft vor. Bestraft wurden sie aber nicht.

Der 8. Mai 2010 war eine ganz schwarze Stunde im Bochumer Stadion. 0:3 gegen Hannover 96 - der sechste Abstieg der „Unabsteigbaren“ war besiegelt. Einige Fans in der Ostkurse flippten beim Abpfiff aus. Sie kletterten über den Zaun aufs Spielfeld. Zwei von ihnen standen nun vor dem Amtsgericht, ein Filialleiter (31) und ein Handwerker (26). Laut Anklage wollten sie das Feld stürmen, „um die körperliche Auseinandersetzung mit Spielern zu erzwingen“. Der Jüngere soll eine Polizeisperre durchbrochen, der Ältere ein Tor geöffnet haben.

„Man war sauer und frustriert “

„Man war sauer und frustriert“, erklärte der 31-Jährige seine damalige Stimmung. Die Richterin konnte dies nicht nachvollziehen: „Sie sind doch ein erwachsener Mann in einer führenden Position.“

Beide Angeklagten gaben aber „nur“ zu, über den Zaun auf den Rasen geklettert zu sein - Gewalt jedoch nicht. Auch nicht das Toröffnen.

„Dritte Liga ist doch uninteressant“

Der VfL hatte gegen den Filialleiter drei Jahre, gegen den Handwerker zwei Jahre Stadionverbot verhängt. Verteidiger Christoph Pindur kommentierte das so: „Dritte Liga ist doch uninteressant.“ Dieser Hohn angesichts der aktuellen Tabelle (Vorletzter) war als Scherz gemeint. Der 31-jährige Angeklagte berichtete jedoch, dass er sich beim VfL entschuldigt und dieser ihm die Hälfte des Stadionverbots erlassen habe. In der Rückrunde steht er wieder in der Kurve.

Vor Gericht wurden die Tumulte im Stadion mit einem Beamer an die Wand projiziert. Die Beweislage war aber dünn, so dass die Richterin das Strafverfahren wegen geringer Schuld ohne Auflagen einstellte. Auch die Kosten des Verteidigers trägt der Staat.

Polizist wurde von eigenen Kollegen mit Pfefferspray verletzt - „Friendly Fire“

Im Prozess sagte auch ein Polizist (51) aus. „Ich war 15 Minuten außer Gefecht gesetzt, weil ich Pfefferspray ins Gesicht bekommen hatte.“ Er war von Kollegen getroffen worden. „Friendly Fire“ merkte der Verteidiger an - der Fachbegriff für unabsichtlichen Selbstbeschuss.