Bochum..

Der VfL Bochum ist nach einem desaströsen Auftritt und einer 0:3-Niederlage gegen Hannover 96 zum sechsten Mal in seiner Vereinsgeschichte aus der Fußball-Bundesliga abgestiegen.

Wohl keiner der vorherigen fünf Abstiege war so verdient wie dieser. Wer nach elf sieglosen Spielen überhaupt noch einmal die Chance erhält, um den Klassenerhalt spielen zu dürfen, sollte ob dieser Gnade mehr als eine Kerze in der Kirche anzünden. Er sollte dann auch in der Lage sein, sich zusammen zu reißen, die Nerven zu bewahren und, wie es sich für Profis gehört, dagegen zu halten. Ob es dann am Ende reicht, steht auf einem anderen Blatt.

Doch die aktuelle Mannschaft des VfL Bochum hat all' das nicht leisten können. Blindlings rannte man nach vorne in diesem Finale, nahezu jeder Konter der Niedersachsen saß. Alle vor den Ball, keiner arbeitet gegen ihn, die eigene Hälfte offen wie ein Scheunentor - das hat mit Bundesliga nichts zu tun. Aber vielleicht geht es ja doch nicht ohne richtigen Trainer.

Der Hühnerhaufen namens VfL Bochum war eigentlich bereits nach zehn Minuten abgestiegen. Da hatte Arnold Bruggink, den auf Bochumer Seite offenbar niemand kannte, in seinem wohl letzten Spiel für Hannover mit seinem Tor den Grundstein dafür gelegt, dass die Gäste nach einer miserablen Spielzeit mit einem blauen Auge davon kommen. Die Vorarbeit hatte Hanno Balitsch geleistet, es war die erste Szene, in der die komplette Defensive der Bochumer die Orientierung verlor und man den Eindruck gewinnen konnte, die Hausherren würden ohne defensive Mittelfeld-Spieler antreten. Am VfL-Strafraum konnten die Hannoveraner jedenfalls schalten und walten, wie sie wollten.

Nach dem 0:3 glaubte niemand mehr an ein Wunder

Zu diesem Zeitpunkt war schon klar, dass Dariusz Wosz' Schachzug, Vahid Hashemian anstelle von Zlatko Dedic einen letzten Auftritt in Bochum zu gönnen, nicht von Erfolg gekrönt sein würde. Man mühte sich das Tor des Gegners ins Visier zu nehmen, mehr als ein paar Ecken kamen dabei aber nicht heraus. Konzentriert und effektiv präsentierte sich dagegen der Gegner, der offensichtlich wusste, was auf dem Spiel stand. Wieder einmal landete der zweite Ball bei den Gästen, Bruggink legte ab auf Mike Hanke - 0:2. Die Sache hatte sich erledigt, alle Unterstützung der Fans, die viel hatten schlucken müssen in den letzten Monaten, fruchtete nicht.

Nach dem 0:3, der Vorruheständler Slawo Freier hatte den Ball an Amateur Manuel Schmiedebach verloren und Sergio Pinto damit freien Zugang zum Bochumer Strafraum eröffnet, glaubten auch die VfL-Anhänger nicht mehr an das Wunder. Allerdings hatten sie auch nicht das "Trainingsspiel" verdient, das sie nach dem Seitenwechsel geboten bekamen. Wosz wollte die Offensive noch einmal anfachen, indem er auf eine Dreier-Abwehrkette umstellte, allein es fehlte der Glauben. Hannover hatte weiterhin keine Mühe, die kläglichen Angriffsbemühungen der Gastgeber zu kontrollieren. Und wenn dann mal einer, wie Anthar Yahia, die Chance bekam zu verkürzen, dann war da ja immer noch 96-Torwart Florian Fromlowitz.

Nun steht dem VfL Bochum eine harte Zeit bevor. Der Umbruch wird kommen, und das ist bestimmt auch notwendig, doch die Namen der Spieler, die für die Zweite Liga gehandelt werden, fördern nicht die Zuversicht, ein weiteres Mal den direkten Wiederaufstieg zu schaffen. Sebastian Tyrala, mit dem BVB II aus der Dritten Liga abgestiegen, Nils-Ole Book, mit Ahlen aus der Zweiten Liga abgestiegen, Sascha Mölders, den es beim FSV Frankfurt auch noch erwischen kann - damit dürfte man es schwer haben in der Spitzengruppe mitzumischen.

Klar ist: Nach Diego Klimowicz, Rene Renno und Vahid Hashemian wird auch Lewis Holtby gehen - Schalke hält die Rechte. Christian Fuchs, der als einer der wenigen Bochumer Spieler wirklich rannte, wird man verkaufen müssen, Anthar Yahia und Stanislav Sestak wohl ebenfalls. Wer darüber hinaus noch gehen wird, müssen die kommenden Monate zeigen.

Unschöne Szenen ereigneten sich nach dem Abpfiff. Ein Teil der Fans, die zuvor fast schweigend den Abstieg quittiert hatten, kletterte über den Zaun der Osttribüne und bedrohte die Bochumer Spieler. Viel fehlte nicht, und Mergim Mavraj, dem angesichts des Mobs die Nerven durchgingen, hätte sich auf dem Rasen geprügelt.