Bochum. .

Im Zuge der Ermittlungen gegen ein bundesweites Schienenkartell sind am Mittwochmorgen drei Wohnungen in Bochum, Essen und Dortmund durchsucht worden. Seit Jahren sollen Schienenproduzenten illegal Preise abgesprochen haben.

In der Schienenindustrie im Ruhrgebiet sollen über Jahre Preise illegal abgesprochen worden sein. Am Mittwoch wurden im Zuge der Ermittlungen gegen das Schienenkartell drei Wohnungen in Bochum, Essen und Dortmund durchsucht. Sie gehörten ehemaligen Vorstandsmitgliedern einer stahlverarbeitenden Firma, teilte die Polizei in Bochum mit. Nähere Einzelheiten wurden zunächst nicht bekanntgegeben.

Die Ermittlungsbehörden gehen dem Vorwurf der illegalen Preisabsprachen von Schienenproduzenten nach. Laut anonymer Strafanzeigen vom März dieses Jahres soll es bei der Beschaffung von Schienenprodukten seit etwa zehn Jahren ein bundesweit operierendes Kartell geben.

2100 Einzelstraftaten bislang bekannt

Die Ermittlungen richten sich nach Angaben der Ermittler gegen etwa 30 Firmen und rund 90 Personen. 2.100 Einzelstraftaten seien bislang bekannt, hieß es. Der geschätzte Schaden beläuft sich nach derzeitigem Erkenntnisstand auf einen dreistelligen Millionenbetrag.

Zu den beschuldigten Unternehmen gehört auch die ThyssenKrupp-Tochter GfT Gleistechnik. Die ThyssenKrupp AG habe als Reaktion auf die Vorwürfe interne Ermittlungen begonnen und sich von mehreren Vertriebsverantwortlichen und einem Geschäftsführer getrennt, erklärte ein Konzernsprecher in Essen. Der zuständige Bereichsvorstand habe das Unternehmen verlassen.

Laut Polizei haben sich aufgrund der Berichterstattung in den Medien zahlreiche Firmen beim Bundeskartellamt in Bonn selbst angezeigt. Bei der Bochumer Polizei bearbeitet eine "Ermittlungsgruppe Kartell" das Verfahren in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft und dem Bundeskartellamt.

Das Kartell soll vor allem die Deutsche Bahn geschädigt haben. Die Staatsanwaltschaft Bochum ermittelt wegen Ausschreibungsbetrugs und unerlaubter Preisabsprachen.(dapd)