Bochum. Die Mitglieder der Sterbekasse Gerthe sind in heller Aufregung. 4,7 von insgesamt 11 Millionen Euro sollen in der Kasse fehlen. Von Veruntreuung ist die Rede. Die Mitgliedsbeiträge funktionieren wie eine Lebensversicherung, mit der vor allem die Beerdigungskosten abgedeckt werden sollen.

Versicherte in Gerthe, aber nicht nur dort, sind beunruhigt: Seit bekannt geworden ist, dass bei der Gerther Sterbeversicherung Geld abhanden gekommen sein soll, fürchten die Mitglieder um ihre Ersparnisse, die sie teilweise seit Jahrzehnten eingezahlt haben. Die eingezahlten Mitgliedsbeiträge, so ist das bei Sterbekassen vorgesehen, funktionieren wie eine Lebensversicherung, mit der vor allem die Beerdigungskosten abgedeckt werden sollen.

„Was bei der Gerther Sterbegeldkasse passiert ist, ist skandalös”, sagt das langjährige Mitglied Hans-Wilhelm Schleich. Schleich kennt sich selbst in Wirtschaftsdingen sehr gut aus. Wie die Staatsanwaltschaft der WAZ bestätigte, hatte ein ehemaliges Vorstandsmitglied Anfang des Jahres Selbstanzeige erstattet. Von „Veruntreuung der Beiträge” ist seitdem die Rede. 4,7 Millionen von insgesamt 11 Mio, so ist zu hören, sollen in der Kasse fehlen. Schleich sagt: „Der Verlust für die Mitglieder dürfte im Mittel bei 32 Prozent liegen.” Für viele Mitglieder, in der Regel kleine Leute wie Bergmannswitwen, seien die Verluste unglaublich hart.

Bonuszahlungen werden gekürzt

Den alten Vorstand gibt es in dieser Form nicht mehr, die BaFin, also die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, hatte einen Sonderbeautragten geschickt, um sich des Falles anzunehmen. Der hatte dann auch eine Mitgliederversammlung Ende August in Gerthe geleitet, wo viele Versicherte bis heute in heller Aufregung zu sein scheinen. Die neue Vorsitzende der „Gerther Versicherungs-Gemeinschaft Sterbegeldversicherung VVaG”, wie die Kasse offiziell heißt, ist Christine Freitag.

Auf WAZ-Anfrage bestätigt Freitag, dass 11 000 Mitglieder zu der Versicherung gehören, viele hätten mehrere Verträge abgeschlossen, insgesamt seien 50 000 Verträge notiert. „Noch in diesem Monat werden wir jedes einzelne Mitglied anschreiben und über die neuen Berechnungen und die Höhe der Rückvergütungen informieren”, sagt Freitag. Das Grundsterbegeld bleibe erhalten, was gekürzt werde, seien die Bonuszahlungen.

Viele Reaktionen der Versicherten

Für den 19. November ist eine nächste Versammlung geplant, eine Podiumsdiskussion, bei der verschiedene Leute Stellung nehmen wollen. Unter anderem engagiert sich die Kirchengemeinde sehr stark. So auch Pfarrer Johannes Romann als Vorsitzender des Seniorennetzwerks Bochum-Nord. Er sagt: „Wir bekommen viele Reaktionen der Versicherten. Für alle ist es wichtig, sachliche Informationen zu bekommen. Die Betroffenen fürchten um ihr Geld.”