Bochum. .

Zufällig befinden wir uns im genau 25. Jahr nachdem Claus Peymann und Hermann Beil, das kongeniale Theaterpaar aus Regisseur und Dramaturg, das Schauspielhaus Bochum in Richtung Burgtheater Wien verlassen hat. Jetzt kommt Beil am 13. November nach Bochum, um den mit 3000 Euro dotierten Bernhard-Minetti-Preis in Empfang zu nehmen.

Der Preis wird vom Kemnader Kreis alle zwei bis drei Jahre vergeben an Künstler, die dem Schauspielhaus Bochum verbunden waren und dazu beigetragen haben, Bochums Ruf als Theaterstadt zu untermauern. Erster Preisträger war im Jahr 2008 Otto Sander, der - so es seine angeschlagenen Gesundheit zulässt - zur Preisübergabe kommen wird. Die Laudatio auf Hermann Beil wird der bekannte Theaterkritiker Benjamin Henrichs halten, der in diesen Tagen bei der Süddeutschen Zeitung in Ruhestand geht.

Beil kam 1979 mit Peymann aus Stuttgart an die Königsallee und gehörte zum Direktorium des Schauspielhauses. Als „Peymanns Dramaturg“ begleitete er die Karriere des Regisseurs anschließend auch noch nach Wien und ab 1999 zum Berliner Ensemble, wo Beil bis heute ein Arbeitszimmer hat.

Unendliche Gespräche

In Bochum war Beil vor allem berühmt für „unendliche Gespräche“, wie sich Hajo Salmen vom Freundeskreis des Schauspielhauses erinnert. Der Dramaturg sprach vor Schülern oder bei Bürgerversammlungen und warb für die Arbeit des Hauses.

In seine Bochumer Zeit fallen auch Publikation: „Saladin Schmitt - Der Theatergründer“ etwa oder auch das Mammutwerk zum Abschied „Das Bochumer Ensemble - Ein deutsches Stadttheater 1979 bis 1986“. Darin finden sich neben Texten über seine Arbeitsweise auch Zeugnisse seiner kommunikativen Kompetenzen. Etwa ein Brief vom 27.März 1980 an den Kulturdezernenten Dr. Richard Erny, in dem er diesen auffordert „diejenigen Mitglieder des Rates der Stadt Bochum am Besuch des Schauspielhauses zu hindern, die es nur zum Zwecke des Betrinkens betreten“.

In Theaterliebe gefallen

Zum Verhältnis von Peymann und Beil schrieb der österreichische Journalist und Alfred-Polgar-Spezialist Ulrich Weinzierl einmal: „Wenn Peymann fühlte, dachte Beil, wenn Peymann brüllte, schwieg Beil, wenn Peymann wütete, lächelte Beil, wenn Peymann ausritt, blieb Beil zu Hause.“ Und Gerhard Stadelmaier von der FAZ fragte sich einmal: „Wo steht der Mann eigentlich? Der Mann steht nicht, er fällt unaufhörlich: in Theaterliebe“.

Diesen Temperamenten setzte Thomas Bernhard ein Denkmal. Er ließ in „Claus Peymann und Hermann Beil auf der Sulzwiese“ die beiden leibhaftig auftreten. Darin isst das Duo Schnitzel und philosophiert über das Theater. Peymann will darin den „ganzen Shakespeare“ an einem Abend aufführen, Seine Litanei wird von einem steten „Natürlich!“ des Dramaturgen begleitet. Jetzt steht der Mann aus der „zweiten Reihe“ vorne.