Bochum. Vier Tage Musik, umsonst und draußen: Was das Festival Bochum Total im Jubiläumsjahr bietet – ein Programmüberblick.
Ein Vierteljahrhundert Bochum Total! Zum 25. Geburtstag gratulieren dem großen Umsonst-Festival in der Bochumer Innenstadt nicht weniger als 60 nationale und internationale Bands und Einzelkünstler. Hunderttausende Besucher werden von Donnerstag bis Sonntag erwartet.
Neu ist, dass es im Kneipenviertel Bermuda-Dreieck nur drei Hauptbühnen geben wird; wegen Parkplatz-Umbaus fällt die Heinz-Bühne – vorrangig Adresse für Indie-Bands – weg. Stattdessen wird die Rotunde, der ehemalige Katholikentagsbahnhof, als Spielort etabliert, und zwar jeweils ab 22 Uhr, wenn fürs Open-Air-Programm Nachtruhe gilt. Ausnahme ist die WAZ-Bühne: Am Konrad-Adenauer-Platz darf’s am Freitag und Samstag auch später noch laut werden, etwa mit „Moop Mama“ (Freitag, 22 Uhr): sieben Bläser, zwei Drummer, zwei Rapper mit Megafon. Wem das nicht reicht: In Kneipen wird jeden Abend weitergefeiert und musiziert.
Leise Töne tröpfeln von der Wortschatzbühne an der Viktoriastraße, Forum für Sprachkünstler, Autoren und Humoristen. Damit sie überhaupt gehört werden inmitten der Pop- und Rocksounds, füllen Comedians wie Der Obel (Sonntag, 20.15 Uhr), Schementhemen (Freitag, 20.15 Uhr) und Ben Redelings (Samstag, 20.15 Uhr) die zeitlichen Nischen der Umbaupausen.
Junge Bands geben 2011 den Ton an. Die „Killerpilze“ haben vor zehn Jahren als Teenager begonnen, seither hart an ihrem punkigen Stil gearbeitet (Donnerstag, 18.15 Uhr). Die siebenköpfige Newcomer-Band „So kind Stacy“ macht vor allem tanzbare Musik mit wohl dosierten Bläsersätzen als Mix aus Funk, Soul und Pop (Freitag, 18.15).
Kettcar sind die Headliner bei der diesjährigen Auflage von Bochum Total. Die Hamburger Band wird am Sonntag, 24. Juli, auf der Bühne in der Bochumer Innenstadt stehen.
Sexy Bochumer Quartett
Lange gibt’s das Quartett „Tengo hambre pero no tengo dinero“ auch noch nicht: vier Bochumer Mädels, die sich bislang durch Kneipengigs ins Gespräch brachten und mit dem Attribut sexy kokettieren (Samstag, 17 Uhr).
Herbert Grönemeyer soll einer ihrer frühen Fans gewesen sein: „M. Walking on the Water“ punktet mit viel Bühnenerfahrung seit den 80er Jahren. Nach langer Pause nun die Rückkehr der Indie-Band, die sich ihre Eigenständigkeit bewahrt hat (Sonntag, 19.30).
Auch interessant
Noch eine Reunion: „The Frits“, die Bochumer Skaband aus den 90er-Jahren gibt’s wieder in alter Besetzung, deshalb darf am Samstag, 20.45 Uhr, mit Massenandrang am Südring gerechnet werden. Thomas Godoj , „DSDS“-Sieger 2008, dürfte zeitgleich vor der Pottmob-Bühne vor allem Neugierige anlocken. Der Recklinghäuser bastelt seit der Casting-Show ohne Unterstützung von Jury-Chef Dieter Bohlens an seiner Karriere.
Auf aktuelle Hits müssen vor allem die jungen Besucher nicht verzichten: „Still“ von „Jupiter Jones“ (Freitag, 20.45 Uhr) und „Nur in meinem Kopf“ von „Bourani“ (Sonntag, 17 Uhr), beide auf der 1Live-Bühne.
Auch internationale Künstler dabei
Der Großteil der Künstler ist national, viele kommen aus der Region. Doch auch international gibt’s was auf die Ohren, so aus Dänemark mit „Kellermensch“: ein Stilmix zwischen düster, druck- und kunstvoll; „Carpark North“: die Wiederbelebung des Elektropops und „Ginger Ninja“ mit gitarrenlastigem Pop. Stark vertreten ist auch England, u. a. mit „Livingston“ (Akustikgitarren), „Buster Shuffle“ (Cockney-Ska und Rock’n’Roll) sowie Ben Galliers (Balladen und Swing). Den weitesten Weg haben wohl „Boy hits Car“ aus Kalifornien. Die Rockband gründete sich Anfang der 90er.
Und schließlich darf bei Bochum Total nicht nur vor den Bühnen getanzt werden. Es gibt erstmals ein Projekt mit Tanzlehrer: Lindy Hop (der Tanz zur Swingmusik, in den 1920er Jahren von schwarzen Kids in Harlem erfunden) steht in der Rotunde am Finaltag auf dem Programm; Schwingende Röcke sind erwünscht.