Bochum. . Opel hat sein Ziel, weit über tausend Stellen in Bochum abzubauen, weitgehend erreicht. Bei einer Zählung am Freitag zeigte es sich, dass „nur“ noch 170 „Freiwillige“ gebraucht werden.

Während am Freitag Opel-intern gezählt wurde, wie viele Mitarbeiter sich breitschlagen ließen, ihren Arbeitsplatz im Bochumer Werk gegen Abfindung zu räumen oder einen neuen Job bei Opel in Rüsselsheim anzunehmen, fielen draußen vor Tor 4 an der Wittener Straße harsche Worte. Von „Psychoterror“ im Werk war die Rede und auf einem Transparent stand die Losung: „Nein zum Tod auf Raten - Kampf um jeden Arbeitsplatz“.

Gegen 17 Uhr sprachen Betriebsratschef Rainer Einenkel und Werkssprecher Alexander Bazio übereinstimmend von 170 Stellen, um die es jetzt noch gehe. Vor einer Woche waren es noch 300. Wobei Einenkel nachdrücklich erklärte: „In Bochum wird niemand betriebsbedingt gekündigt!“

Produktion der Getriebefertigung bis Ende 2013 gerettet

Anfang 2010 hatte das Unternehmen zum Schrecken vieler verkündet, bis Ende 2011 am Bochumer Standort 1800 Stellen streichen zu wollen. 300 dieser Arbeitsplätze konnten bis mindestens Ende 2013 gerettet werden, weil die Produktion der Getriebefertigung bis dahin verlängert wurde. Angeblich sei dies durch Fehler bei der Planung des nächsten Corsa begünstigt worden, wird gemunkelt.

640 Beschäftigte hatten noch im Jahr 2010 vertraglich besiegelt, dass sie per Abfindung (meist zwischen 80 000 und 130 000 Euro) das Bochumer Opelwerk verlassen und in eine Transfergesellschaft wechseln, wo sie ein Jahr lang 80 Prozent ihres Nettoeinkommens erhalten.Einige wechselten zu Opel nach Rüsselsheim, Dudenhofen oder zu einem Standort bei Wien.

Steuerberater und Rentenberater herangezogen

Doch zwischenzeitlich war das Interesse erlahmt, das Wort von drohenden betriebsbedingten Kündigungen ging um. Lange wurde in der Einigungsstelle gerungen, dort auch ein Brückenangebot für die Jahrgänge 55 bis 57 gezimmert, das inzwischen von über 500 Bochumer Opelanern angenommen worden war - von 560, die in Betracht kamen.

In dieser Woche habe es viel Bewegung gegeben, im Werk hätten sich viele Opelaner auch bei Steuerberatern und Rentenberatern informiert, welche Konsequenzen der Abschied vom Bochumer Form haben werde.

Kleine Demo am Werkstor

Das hat offenbar gezündet. Um auch die restlichen 170 Stellen in Bochum abzubauen, wird Opel ab Montag Briefe an jene Mitarbeiter abschicken, die für eine mögliche Vertragsbeendigung in Betracht kommen könnten. Damit ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Es läuft quasi eine Nachfrist bis zum 15. August, bevor Opel endgültig prüfen will, ob es zu betriebsbedingten Kündigung kommen wird.

Angesichts der Tatsache, dass Opel den geplanten Stellenabbau bis auf 170 Stellen fast erreicht hat, spricht allerdings wenig dafür, dass das Unternehmen doch noch zum letzten Mittel greift. Dies könnte dem guten Ruf der Marke schaden, wird intern befürchtet, nicht zuletzt bei den potenziellen Kunden.

Bei der kleinen Demo am Werkstor, mit Beiträgen von Opelanern, der MLDP und dem Frauenverband Courage wurde allerdings keineswegs verschwiegen, was die Opel-Operation bedeutet: Weniger Chancen für die Jüngeren.