Bochum. .

Das Schiller-Gymnasium macht seine Schüler ab der fünften Klasse mit einem Computerführerschein fit fürs Internet. Soziale Netzwerke wie Facebook sind dabei ebenso Thema wie Urheberrechte und Cybermobbing.

Unerwünschte Gäste, verwüstete Vorgärten, teure Polizeieinsätze. Wer über soziale Netzwerke wie Facebook zur Party einlädt und dabei vergisst, an der richtigen Stelle ein Häkchen zu setzen, muss mit Chaos rechnen. Denn wenn die Einladung von der privaten zur öffentlichen wird, stehen schon mal tausende von Gästen vor der Tür.

Die zehnjährige Mira und der elfjährige Ivo laden ihre Freunde und Klassenkameraden noch ganz altmodisch per Brief oder Karte zum Geburtstag ein. Aber auch Mira schaut bereits ihren älteren Geschwistern über die Schulter, wenn sie im sozialen Netzwerk Schüler-VZ mit Freunden chatten oder Bilder austauschen.

Das Internet öffnet der Welt eine Tür ins Kinderzimmer

Deshalb will das Schiller-Gymnasium, auf das Mira und Ivo gehen, frühzeitig vorbeugen. Ein Computer-Führerschein soll den Schülern bereits ab der fünften Klasse den richtigen Umgang mit dem Medium Internet vermitteln. Dabei lernen sie unter anderem das richtige Setzen von Häkchen, um nicht Unbekannte zur eigenen Geburtstagsfeier einzuladen oder ungewollt Verträge abzuschließen. Ebenso stehen die Themen Persönlichkeits- und Urheberrechte sowie Gefahren im Internet auf dem Stundenplan. „Das Internet öffnet der Welt eine Tür ins Kinderzimmer“, warnt Schulleiter Hans-Georg Rinke. „Deshalb wollen wir so früh wie möglich den Schülern zeigen, wie sie sich im Netz sicher bewegen können.“

Nach den Sommerferien starten die Fahrstunden für den Computer-Führerschein an der Schiller-Schule. In enger Zusammenarbeit mit den Falken Bochum lernen die Schüler, welche Verkehrsregeln sie im Netz beachten müssen, welche Seiten für geeignet sind und wo Stoppschildern stehen, die sie nicht überschreiten dürfen. Der Kinder- und Jugendverband hat dafür einen speziellen Leitfaden entwickelt, an dem sich Schüler und Lehrer orientieren können. Grundlage dafür ist der „Comp@ss“, ein zertifizierter Bildungsstandart. „Wir setzen dabei vor allem auf Gruppenarbeit. Die Schüler sollen sich gemeinsam mit dem Thema auseinandersetzen und sich gegenseitig helfen“, erklärt Falken-Geschäftsführer Johannes Scholz-Wittek.

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Finanziell wird das Projekt unter anderem vom Jugendamt unterstützt. „Aber es könnte insgesamt noch mehr getan werden“, moniert Scholz-Wittek. Vor allem was die Erwachsenen-Fortbildung – Lehrer aber auch Eltern – betrifft, würde es derzeit noch an finanziellen Mitteln mangeln.

Mobbing verlagert sich immer mehr ins Internet

Dass die Eltern mit eingebunden werden, ist vor allem beim Thema Cybermobbing wichtig. „Schüler müssen lernen, dass es immer Menschen gibt, an die sie sich im Problemfall wenden können“, erklärt Michael Strauß. Der Lehrer ist Mitglied der Anti-Mobbing-Gruppe an der Schiller-Schule, die bereits vor anderthalb Jahren gegründet wurde. Mobbing verlagert sich immer mehr ins Internet. Unter dem Schutz der Anonymität fällt es leicht, über andere mit peinlichen Bildern, intimen Details oder Gerüchten zu lästern. Deshalb ist auch dieses Thema fester Bestandteil des Computer-Führerscheins.

Mira und Ivo haben haben das Thema Mobbing im Internet bereits anhand eines speziellen Theaterstücks, das kürzlich an der Schiller-Schule aufgeführt wurde, kennengelernt und wissen Bescheid, an wen sie sich im Ernstfall wenden können: „Mama, Papa, Oma, Opa und meine Lehrer.“