Bochum. . Rollstuhlfahrer trainieren in der Sporthalle des Bergmannsheils, kniffelige Alltags-Hürden unfallfrei zu überwinden.

Geschickt verlagert er sein Körpergewicht auf zwei Hinterrädern, hält Balance, der Rollstuhl hängt halb in der Luft – dann geht es steil bergab. Bordsteinkanten und Stufen gehören für Rollstuhlfahrer zu echten Herausforderungen. Oftmals müssen sie eine Umweg suchen oder um fremde Unterstützung bitten. „Niemand fragt gerne: Können sie mir helfen?“, weiß Thomas Okken aus bitterer Erfahrung.

Heute trainiert der 51-Jährige mit drei weiteren Männern beim Rollstuhl-Workshop in der Sporthalle des Bergmannsheils. Unter Leitung von Reha-Mitarbeiter Hans-Dieter Frieburg kämpft er sich über blaue Turnmatten und balanciert mit dem Rollstuhl über kleine Kästen. „Damit simulieren wir unwegsames Gelände sowie kleinere Stufen“; erklärt Thomas Okken.

Lebensmut nicht verlieren

„Noch vor sechs Jahren hätte ich mir kaum vorstellen können, mich mit einem solchen Thema auseinanderzusetzen“, sagt er. Im August 2005 war es, als der Maler und Lackierer wie jeden Morgen um sieben Uhr zur Arbeit fuhr, auf sein Gerüst kletterte und stürzte. Die Diagnose: Querschnittgelähmt. Bei der Reha im Bergmannsheil räumte man ihm eine kleine Chance ein, eines Tages wieder auf eigenen Beinen stehen zu können. Wenn er nur hart genug trainieren würde. „Seither habe ich mein Leben komplett umgekrempelt, rauche nicht mehr, trinke nicht, esse Fleisch nur in Maßen“, sagt der dreifache Familienvater.

Workshop Rollstuhltraining

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Doch das Wichtigste ist der tägliche Sport: Armtraining, Bauchmuskeltraining und die Stärkung des Rückens: „Wenn man im Oberkörper keine Kraft hat, dann ist man verloren. Kraftsport ist das A und O“, erklärt Okken. Wenn er nicht gerade seine Kinder zur Schule oder zum Sport fährt, verbringt er den halben Tag damit, seinen Körper fit zu halten, denn er weiß: „Desto mobiler man ist, desto besser funktioniert der Alltag. Man darf den Lebensmut nur nicht verlieren, muss stets nach vorne blicken.“ Sein Tagesziel hat Thomas Okken für heute erreicht. „Für mich war es maßgebend, wenigstens zwei Stufen selbstständig ohne Sturz zu bewältigen“, sagt er stolz. Eine Hürde, die er dank des Workshops überwunden hat.