Bochum. . Die Kleinkindbetreuung in der Stadt muss massiv ausgebaut werden, um den ab 2013 geltenden Rechtsanspruch erfüllen zu können.
Der Ausbau der U3-Betreuung bleibt deutschlandweit ein Sorgenkind, da macht die Stadt Bochum keine Ausnahme. Derzeit übertrifft man die bundesweite Quote von 23 Prozent zwar knapp, der vom Gesetzgeber festgesetzte Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für jedes Kleinkind zwischen einem und drei Jahren ab 2013 scheint aber kaum erfüllbar.
„Der Ausbau der U3-Betreuung ist derzeit unser wichtigstes Thema“, sagt Jörg Klingenberg, Abteilungsleiter der Kindertagesbetreuung im Jugendamt. Die Bundesregierung gehe von einer Quote von 35 Prozent aus, die ausreichen sollte, um den Bedarf zu decken, neuerdings spricht Bundesfamilienministerin Dr. Kristina Schröder (CDU) sogar von 38 Prozent.
Schon dieses Ziel liegt in weiter Ferne – etwa 860 Plätze fehlen in Bochum nach heutigem Stand, um den Rechtsanspruch zu erfüllen – doch es könnte noch schlimmer kommen. „Es können auch deutlich mehr sein“, fürchtet Klingenberg. Noch unveröffentlichte Untersuchungen könnten einen Bedarf von 50 bis 70 Prozent in Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet prophezeien. Mindestens jedes zweite Kind unter drei Jahren bräuchte demnach einen Betreuungsplatz, Bochum hält bislang nicht einmal für jedes vierte einen bereit.
Bedarf im Ballungsraum
Bislang scheitert der Ausbau vor allem an fehlenden Räumlichkeiten. „Unsere Raumressourcen sind ausgeschöpft“, sagt Klingenberg. Bedingt durch den demografischen Wandel habe man in den vergangenen Jahren städtische Einrichtungen abgebaut, es seien heute 21 weniger als noch 2001. Dabei müssten dringend neue Tagesstätten errichtet, bestehende saniert, um- und ausgebaut werden: „Auch ohne die U3-Betreuung haben wir einen Rieseninvestitionsbedarf“, so Klingenberg weiter. 2,2 Milliarden Euro hat der Bund für den Ausbau insgesamt bereitgestellt, 4,3 Millionen hat die Stadt aus diesem Topf bereits ausgeschöpft. Oft sei es aber mühsam und dauere, bis die Gelder an Ort und Stelle ankommen, beklagt Klingenberg.
Was passiert, wenn ab 2013 tatsächlich Eltern massenhaft auf ihr Recht pochen, mag sich Jörg Klingenberg derzeit noch nicht ausmalen. „Letztlich könnte man dann einen Platz einklagen, aber so weit wollen wir es gar nicht kommen lassen und jedem Kind einen Platz vermitteln.“
100 Prozent aller Vierjährigen besuchen einen Kindergarten
Ungeachtet dieser Schwierigkeiten habe sich aber schon einiges getan in den letzten Jahren. Zum 1. August verfüge Bochum über 1737 U3-Plätze, seit 2005 habe sich diese Zahl fast verdreifacht. Auch die Plätze im U3-Bereich in der Kindertagespflege seien seit 2007 von 342 auf 626 gestiegen. Zudem sei der drohende Fachkräftemangel in Bochum „noch nicht so sehr spürbar“, nicht zuletzt dank der hiesigen Schule für Erzieherinnen. Keine Probleme gebe es bei der Betreuung der älteren Kinder. „100 Prozent aller Vierjährigen besuchen einen Kindergarten“, sagt Klingenberg.
Auch wenn zwischen Status Quo und Rechtsanspruch ab 2013 noch eine Lücke klafft, tut sich etwas in Bochum. Die Ruhr-Uni baut derzeit eine neue Kita mit 46 U3-Plätzen, die im Sommer eröffnet werden soll, und auch im Zillertal und im Griesenbruch entstehen neue Tagesstätten.