Wie steht es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Sprockhövel? Können Politik und Verwaltung mit der Kinderbetreuung zufrieden sein?
Ein lokales Bündnis für Familie gibt es nicht. Vor Jahren wurde das Thema zwar in den Ratsgremien einmal diskutiert, dann aber verworfen. Die Politik war mehrheitlich der Auffassung, dass es auch ohne Bündnis in der Stadt mit Kindergärten und Schulen sehr gut laufe. Zum heutigen internationalen Tag der Familie sprach die Redaktion mit der städtischen Fachbereichsleiterin Jugend und Soziales, Evelyn Müller.
Wie steht es um die Betreuung? „Tja, eigentlich sind wir im Vergleich mit anderen, gleich großen Städten, gut aufgestellt. Der wichtigste Bestandteil für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist das Angebot an Plätzen für die Kinderbetreuung. Uns stehen für das Kindergartenjahr 2011/12 insgesamt 14 Kindertageseinrichtungen zur Verfügung. Dabei ist die Trägerlandschaft mit beiden Kirchen, der Arbeiterwohlfahrt, mehreren Elterninitiativen sowie den städtischen Einrichtungen erfreulich vielfältig”, unterstreicht Müller.
Insgesamt gibt es 626 Plätze in Kindertageseinrichtungen, davon 510 für über Dreijährige Kinder und 116 Plätze für Kinder unter drei Jahren (davon 71 Plätze für Kinder ab dem zweiten Lebensjahr und 45 Plätze für Kinder ab vier Monaten.
Sprockhövel erfüllt damit den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für über 3-jährige Kinder. Für Kinder unter drei Jahren soll eine Bedarfsdeckungsquote von 35 Prozent erreicht werden. „Da sind wir noch nicht soweit, aber wir arbeiten daran. Was passiert, muss von den Fraktionen in den Fachausschüssen beraten werden. Den Kindergartenbedarfsplan werden wir im November zur Diskussion stellen. Wenn wir von der Verwaltung, von der Politik kein Geld genehmigt bekommen, können wir auch nicht arbeiten. Wir benötigen Geld für 30 Kinder”, so die Fachfrau.
In Sprockhövel wird die Kindertagesstätten-Bedarfsplanung als Bestandteil der Jugendhilfeplanung jährlich fortgeschrieben. Für das kommende Kindergartenjahr im Planungszeitraum 2012/2013 beträgt die Bedarfsdeckung für Kinder unter drei Jahren rund 28 Prozent.
Unter Berücksichtigung der Tagespflege, also der Betreuung bei einer Tagesmutter im häuslichen Bereich, beträgt die Bedarfsdeckungsquote unter dem Strich 32,7 Prozent. Die Tagespflege wird oft als Ergänzung zu einem Platz in einer Kindertagesstätte in Anspruch genommen, da bei besonders frühem Beginn oder besonders spätem Ende der Arbeitszeiten beider berufstätiger Elternteile die Betreuung in der Kita allein nicht ausreicht. Manche Eltern nehmen Tagespflege auch als Alternative zu einer Betreuung in einer Kindertagesstätte wahr. „Allerdings ist dies nach wie vor eher die Ausnahme“, sagt Evelyn Müller.
Personen, die sich für die Tagespflege interessieren, können über die AWO oder bei der VHS eine vorbereitende Schulung für ihre Tätigkeit bekommen. Ansprechpartnerin für Tagespflege ist im Fachbereich Jugend und Soziales Barbara Kondziela-Neiß, 02339/917368.