Essen.
Am runden Tisch mit Arnsbergs Regierungspräsident Bollermann zum Sperrbezirk in Dortmund nahmen auch Vertreter aus Essen teil. Die Stadt ist über den Alleingang verärgert und fürchtet, dass das Erfolgsmodell in Essen „kaputt gemacht werden könnte“.
Nicht erst seit dem Kulturhauptstadtjahr beteuern die Ruhrgebietsmetropolen gerne ihre Zusammengehörigkeit. Beim Thema Sperrbezirk in Dortmund hört die Freundschaft allerdings auf. Angesichts der geplanten Schließung des dortigen Straßenstrichs hatte Arnsbergs Regierungspräsident Dr. Gerd Bollermann am Dienstagabend die Ruhrgebietskommunen zum Runden Tisch geladen. Deren Befürchtung liegt auf der Hand - sollte der Sperrbezirk kommen, droht eine Abwanderung der Prostituierten samt „Gefolge“ in die umliegenden Städte.
Aus Essen nahmen Vertreter des Sozialdezernats und des Ordnungsamts an dem etwa dreistündigen Gespräch teil. „Man bekommt das Problem nicht einfach mit Repressalien in den Griff. Dortmund verschließt die Augen und würde eine neue Herausforderung für das gesamte Ruhrgebiet schaffen“, kritisiert Essens Stadtsprecher Detlef Feige. Durch die intensive Zusammenarbeit von Hilfsorganisationen und Ordnungsamt hat Essen vor zwei Jahren mit der Umsiedlung auf den Kirmesplatz einen „Vorzeige-Strich“ geschaffen. Erst im Februar hatte die Polizei eine Erfolgsbilanz gezogen, das Leben der Frauen sei sicherer geworden.
„Wir wollen uns das hier in Essen gut funktionierende System nicht kaputt machen lassen“
Feige fürchtet, dass mit einer Abwanderung der Dortmunder Prostituierten die Einhaltung des Essener Sperrbezirks gefährdet wäre, die neue „Konkurrenz“ in Seitenstraßen vertrieben würde. „Darauf könnten wir nur mit Platzverweisen oder Anzeigen reagieren“, sagt Feige. „Wir wollen uns das hier in Essen gut funktionierende System nicht kaputt machen lassen“, mahnt der Sprecher an.
Derzeit ist noch unklar, ob Dortmund die Einrichtung des ersten stadtweiten Sperrbezirks in Deutschland überhaupt rechtlich durchsetzen kann. Nach Worten von Regierungspräsident Bollermann werden bis zu einer Entscheidung wohl noch „einige Wochen“ vergehen. Denn: Würde er das „flächendeckende Verbot zum Schutz der Jugend“ genehmigen, könnten bei anderen Städten Begehrlichkeiten geweckt werden.