Essen/Witten. . Nach der Entscheidung Dortmunds, den Straßenstrich zu schließen, sind die Nachbarstädte alarmiert. Sie fürchten, dass die Prostituierten in ihre Stadtgrenzen abwandern. „Dortmund wälzt das Problem einfach ab“, schimpft der Essener OB Reinhard Paß
Oberbürgermeister Reinhard Paß hat die Entscheidung der Stadt Dortmund, ihren Straßenstrich zu schließen, kritisiert: „Dortmund wälzt das Problem einfach ab“, sagte Paß. Jetzt wird eine Abwanderung der Prostituierten nach Essen befürchtet.
Dortmunds Pläne, den Sperrbezirk für Prostituierte auf das gesamte Stadtgebiet auszuweiten und so den Straßenstrich zu schließen, hatte der Arnsberger Regierungspräsident Gerd Bollermann am Donnerstag genehmigt. Paß zeigte sich von der Entscheidung überrascht und hält sie für „falsch“, es gebe „rechtliche und inhaltliche Argumente dagegen“. Die Auswirkungen der Entscheidung will Paß „sehr genau beobachten“.
Wittens Ordnungsdezernent Frank Schweppe hat es durch einen Anruf der WAZ-Redaktion in Witten erfahren: „Die Einrichtung eines Sperrbezirks ist an enge Grenzen gebunden. Es scheint so zu sein, dass man in der ganzen Stadt Dortmund offenbar keinen Raum gefunden hat, wo die Damen ihrer Beschäftigung nachgehen können, ohne die Jugend zu gefährden.“
„Wir wollen es den Prostituierten so unbequem wie möglich machen“
Der Erste Beigeordnete will nun zusammen mit der Polizei „alle rechtlichen Mittel prüfen. Wir wollen es Prostituierten, die von Dortmund nach Witten kommen wollen, mit den uns zur Verfügung stehenden rechtlichen Mitteln so unbequem wie möglich machen.“ Die Stadt sei nun „hochwachsam, um zu verhindern, dass sich die Szene jetzt in Witten etabliert“. Dafür schließt Schweppe auch einen Antrag, Witten ebenfalls in Gänze zum Sperrbezirk zu erklären, nicht aus.
Auch die Stadt Lünen ist alarmiert. Ein Großbordell soll in Stadtteil Brambauer gebaut werden. Der entsprechende Bauantrag ist am Donnerstag bei der Stadt eingegangen, wie das Bauordnungsamt gegenüber der WAZ-Mediengruppe bestätigte. Damit kündigt sich das zweite „Freudenhaus“ auf Lüner Stadtgebiet an. Bereits Ende 2009 hatte die Stadt den Antrag für einen Bordell-Bau in der Wethmarheide genehmigt. Aus den Parteien regt sich breiter Widerstand.
Großbordell in Lünen geplant
Die SPD Brambauer lehnt den Bau der beiden geplanten Bordelle weiterhin ab, hierzu sei bereits 2009 Stellung bezogen worden. Die neuen Pläne für das Großbordell an der Elsa-Brändström-Straße seien eine Katastrophe für Brambauer, teilt der Vorsitzende des Ortsvereins, Klaus Lamczick, mit: „Die Pläne des „Investors“, auch die Damen des Straßenstrichs nach Brambauer zu holen, sind ein Verbrechen gegen den Ortsteil und der schlimmste Schlag ins Gesicht aller, die sich für ihren Ort seit Jahren engagieren.“
Aus Sicht von Lamczick drohe Lünen nun das, was Dortmund mit der Schließung des Straßenstriches verhindern wolle: „Dortmund will den Straßenstrich schließen, weil die Begleiterscheinungen Drogen- und Waffenhandel, Raub, Einbrüche und sonstige schwere Verbrechen sind. Dies droht nun uns!“, so Lamczick. Mehrfach sei über die Zustände in der Dortmunder Nordstadt berichtet worden, die durch die aus Bulgarien und Rumänien zugewanderten Prostituierten und ihrer Familien geschaffen wurden. Klaus Lamczick: „Werden wir demnächst auch in Brambauer völlig verdreckte Häuser haben, aus denen der Müll auf die Straße geworfen wird?“
„Skrupellose Profitgier“
Das Vorhaben sei ein „ schlimmer Fall skrupelloser Profitgier, den wir bisher erleben durften. Wir fordern die Verwaltung auf, alle Möglichkeiten zur Verhinderung zu nutzen“, so der Vorsitzende.
Der Kreisdirektor des Kreises Unna, Rainer Stratmann, fordert, dass die Stadt Lünen den Bauantrag sehr genau prüfen und abwägen müsse. „Ich kann die Befürchtungen der Anlieger verstehen. Das muss man sehr ernst nehmen“, so Stratmann im Gespräch der WAZ-Mediengruppe.