Integratives Theater mit ganz viel Herzblut in Bochum
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Bochum. . Beim integrativen Theaterstück „Großstadt Dschungel“ sprang der Funke auf das Publikum über. Die 20 Schauspieler waren bei der Premiere im Haus der Begegnung mit viel Herzblut und Selbstironie dabei. Ein Jahr hatten sie ohne Drehbuch geprobt.
Mit Behinderung auf die Theaterbühne – kein Aprilscherz. Die Grenze zwischen behinderten und nichtbehinderten Menschen verschwamm beim integrativen Theaterstück „Großstadt Dschungel“. Im Haus der Begegnung hatte das Werk Premiere. Vor ausverkauften Haus begeisterte das Spiel nicht nur die rund 100 Zuschauer, sondern auch die Schauspieler selbst – und das ganz ohne Drehbuch.
Zwischen Anonymität und Individualität zeigte das Stück Fragmente aus den Großstadtleben, ganz im Gefühl von Kurt Tucholskys Gedicht „Augen in der Großstadt“. Die Kulisse war schnörkellos: Eine Bushaltestelle, ein Café, beides in Bochum. An der Wänden hingen Bilder mit typischen Motiven: Schauspielhaus, Planetarium und Kuhhirte. Das Stück zeigte alltägliche Situationen. In Gruppen oder einzeln überquerten Menschen den Platz, Gesprächsfetzen zeichneten Ausschnitte aus ihrem Leben.
Ohne Drehbuch geprobt
Fast zusammenhanglose Szenen untermalten die Anonymität der Stadt. Da war der Penner Bruno, der wieder einmal von der Polizei abgeführt wurde, Menschen in Monas Café, die sich über ihn beschwerten und Graffiti sprühende Kinder. Fast alle schienen nur mit sich selbst beschäftigt. Nur das Blumenmädchen, das immer wieder in den Szenen auftauchte symbolisierte Mitgefühl. Videoeinspielungen auf Leinwand und Musik von Grönemeyer und Yann Tiersen lockerten das Stück auf.
Trotz des ernsten Themas wurde auch gelacht, denn mit viel Herzblut und auch Selbstironie schafften es die Schauspieler den Situationen oft etwas komisches abzugewinnen. Dabei verschwamm die Grenze zwischen behinderten und nicht behinderten Akteuren. „Das war auch ein Ziel“, erklärte Regisseur Axel Thiemann. Rund ein Jahr verbrachten die 20 Schauspieler mit Proben – das Besondere: Sie arbeiteten ohne Drehbuch. Nur die Inhalte der Szenen standen fest und wurde jedes Mal aufs neue mit Leben gefüllt.
Großstadtdschungel
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Authentizität sprang aufs Publikum über
Diese Authentizität sprang aufs Publikum über. Es wurde gelacht, mitgefühlt und beim gemeinsam gesungenen Abschlusslied „Stadt“ von Cassandra Steen und Adel Tawil aus vollem Herzen mit gesungen. Betreuerin Sabine Maurer war mit ihrer Gruppe Behinderter sogar aus Radevormwald angereist, „mal schauen, meinte sie, „vielleicht können wir so etwas auch auf die Beine stellen“.
Auch Thiemann war zufrieden, „ich wüsste nicht, was es noch zu verbessern gäbe“, erklärt er. Das schwierigste sei es gewesen, den Spannungsbogen für die Behinderten Schauspieler bis zur Aufführung aufrecht zu halten.
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