Bochum..
Ein Rollstuhlfahrer klagt, dass ihm ein Busfahrer in Bochum die Mitfahrt verweigerte, und er nachts alleine und bei Minustemperaturen den Heimweg bewältigen musste. Die Bogestra gibt bislang keine Stellungnahme ab.
Es ist Samstagabend, kurz vor Mitternacht. Kevin Kenter will mit dem letzten Bus der Linie 353 vom Hauptbahnhof aus in Richtung Weitmar, Blankensteiner Straße, nach Hause fahren. Er ist zu 100 Prozent schwerbehindert, seit seiner Geburt auf einen Elektrorollstuhl angewiesen.
Als der Bus an die Haltestelle rollt, gibt der 21-Jährige dem Busfahrer ein Handzeichen, doch der winkt gleich ab. Als Kevin ihn anspricht, soll der Fahrer erwidert haben, dass er keine Elektrorollstühle mehr mitnehmen dürfe. Sie würden die Rampe, die laut Bogestra „einen bequemeren sowie sicheren Zugang zu den Bussen ermöglichen“ sollen, beschädigen. Stattdessen werde er in der Zentrale bescheid geben, damit sich jemand um Kevin kümmere. Was die hätte ausrichten können, ist nach wie vor unklar.
Bogestra will vor Stellungnahme Rückkehr des Fahrers abwarten
Doch nichts passierte, und der Student musste die fünf Kilometer lange Strecke bei Minustemperaturen auf vereisten Bürgersteigen alleine bewältigen. Zum Glück war der Akku des Rollstuhls noch fast vollständig geladen. Der Fan des VfL Bochum fühlt sich „allein gelassen und ziemlich verarscht, um es krass auszudrücken“.
Trotz der heftigen Vorwürfe sieht sich die Bogestra außer Stande, eine Stellungnahme zu dem Fall abzugeben. Der betreffende Fahrer habe in dieser Woche mehrere freie Tage, man müsse zunächst seine Rückkehr abwarten, um ihn zu befragen. „Wir verzögern nicht aus bösem Willen“, sagt Sprecher Christoph Kollmann dennoch und beteuert, den Vorfall „schnellstmöglich“ aufklären zu wollen. Das könne bis nächste Woche dauern, sagt Kollmann und verweist lieber auf die Hinweise für Menschen mit Behinderungen im Internet.
Bemerkenswert ist auch, dass ausgerechnet die Bushaltestelle am Hauptbahnhof bislang nicht behindertengerecht ausgebaut wurde. Dazu müssten die Bordsteine höher sein, damit sich der Bus auf dieselbe Höhe seitlich absenken kann. Christoph Kollmann verweist hier auf die Stadt, die für den Ausbau zuständig sei.
Nichtsdestotrotz wäre ein Einsatz der Rampe am Hauptbahnhof möglich gewesen, es habe hier zuvor noch nie Probleme gegeben, versichert Kevin. Er überlegt nun, rechtliche Schritte gegen die Bogestra einzuleiten.