Bochum.. Die Zukunft der Stadtentwicklung malen die Teilnehmer des gleichnamigen Kongresses des Gesamtverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) in düsteren Farben. Denn weitere Kürzungen gefährden den Strukturwandel des Ruhrgebiets.
Die Städtebauförderung beschäftigte im Ruhr-Congress am Dienstag sowohl Wohnungsunternehmer als auch Politiker und Vertreter der Kommunen: „Die Sparmaßnahmen des Bundes sorgen für Verwerfungen; die Städtebauförderung soll 2012 auf 266 Millionen Euro gekürzt werden – der Entwurf 2011 sah noch 610 Mio Euro vor“, sagt Axel Gedaschko, Präsident des GdW Bundesverbands. Unverzichtbar sei auch das Programm Soziale Stadt. Es wurde 2011 von 95 auf 28 Millionen Euro reduziert. „Ein schleichender Verfall der Städte ist zu befürchten.“
Die Wohsituation spielt bei allen Konzepten des integrativen Miteinanders eine zentrale Rolle
Zum Stadtentwicklungs-Kongress wurde eine „Bochumer Erklärung“ verfasst, mit der die ersten dicken Bretter in Berlin gebohrt werden sollen – ein Appell ans Bundesbauministerium, die Haushaltsmittel wieder einzustellen.
Bochums Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz befürchtet, dass angestoßene Maßnahmen wie der Stadtumbau West versanden würden: „Ein Großteil unseres Wohnungsbestands ist alt. Begonnene Sanierungen hätten keine Perspektiven mehr, wenn die Städtebauförderung derart drastisch gekürzt wird. Die Wohnsituation spielt bei allen Konzepten des integrativen Miteinanders von Jung und Alt, von Migranten und Bewohnern ehemaliger Arbeitersiedlungen eine zentrale Rolle. Wir müssen uns auf die Zielgruppen konzentrieren.“ Zwischen 2008 und 2010 flossen 20 Millionen Euro an Städtebaufördermitteln nach Bochum, u.a. für Schulen, Wohnquartiere wie Stahlhausen/Griesenbruch, Hustadt, Lennershof.
"Das können die Kommunen allein nicht finanzieren"
Folkert Kiepe, Beigeordneter des Deutschen Städtetages, sieht die vielfältigen Aufgaben des demographischen Wandels mit dem Versuch, altengerechtes Wohnen anzubieten und gleichermaßen junge Familien anzulocken, scheitern: „Das können die Kommunen allein nicht finanzieren. Ich bin maßlos enttäuscht von Bundesbauminister Peter Ramsauser, zumal er den Bedarf der Städte selbst sieht.“
Ins gleiche Horn stößt Alexander Rychter, Direktor des VdW (Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft). Ohne die Städtebauförderung gelänge der Strukturwandel im Ruhrgebiet nicht. „Mit der Sozialen Stadt werden schließlich keine Bauchtanzgruppen finanziert, sondern Quartiere entwickelt.“ Mit der Bochumer Erklärung soll im Mai (Klausurtagung) Druck auf die Politik gemacht werden.