Bochum.. Das neue Einkaufszentrum in Bochum kommt. Jetzt diskutierten Eigentümer, Stadt und IHK in mehreren Workshops über die Zukunft rund ums Justizgelände. Die Innenstadt soll aber als Einzelhandelsstandort durch die Planungen nicht gefährdet werden.

Drei Mal kamen Eigentümer des künftigen Einzelhandelsstandorts Viktoriastraße, der benachbarten Kortumstraße, Vertreter der Stadt und der Industrie- und Handelskammer in Workshops zusammen, um die Marschrichtung für die Entwicklung der Fläche festzulegen. In diesem so genannten Moderationsverfahren wurden Bedingungen für die Bebauung zwischen Husemann- und Willy-Brandt-Platz gestellt. „Wir wollen einen Nutzen, keinen Schaden für die Innenstadt daraus schöpfen“, so Baudezernent Dr. Ernst Kratzsch, der betonte, ECE sei nicht allein: „Wir haben fast zwölf Bewerber, mit denen wir verhandeln.“

Plan sieht neue Fußgängerzone und Anbindung der Kortumstraße vor

Moderator war der Stadtplaner Prof. Franz Pesch, der am Mittwoch  im Ausschuss für Stadtentwicklung die Ergebnisse präsentierte: „Wir sind inzwischen angekommen beim Einkaufsquartier, für das es gerade in Holland moderne Vorbilder gibt. Als Einkaufszentrum dagegen sollten wir die gesamte City betrachten.“ Das Moderationsverfahren legte die Verkaufsflächen auf maximal 20 000 Quadratmeter fest, 15 bis 20 Prozent des Innenstadt-Bestands. „Wir wollen keine Doublette der City an die Viktoriastraße holen, sondern neue Angebote“, sagt Planer Franz Pesch zu den Ergebnissen des Moderationsverfahrens. Die Baumasse soll gegliedert werden, keine „große Maschine“ bilden.

Das neue Geschäftsquartier samt Wohnungen, Büros, Gastronomie und Hotel sollte viele eigene Eingänge haben und durchbrochen sein durch Fenster. Zwischen Alt- und Neustandort sei ein Rundlauf wichtig: Die Viktoriastraße sollte ebenfalls zur Fußgängerzone werden, die auf Telekom-Höhe verschmälert werden könnte. Auf halber Höhe schwebt den Workshop-Teilnehmern eine Passage hin zur Kortumstraße vor, um diese einzubinden.

„Dazu müssten wir uns mit den Eigentümern verständigen; in Frage kommt der Bereich zwischen Deichmann, Mayersche Buchhandlung und Spielhalle auf der gegenüberliegenden Seite.“ Insgesamt hätten enttäuschend wenig Immobilienbesitzer der 1A-Lage Kortum­straße an den Workshops teilgenommen, räumte Stadtbaurat Ernst Kratzsch im Ausschuss ein. Dabei war die Stadt stets bemüht, die Händler in die Planung einzubeziehen, damit sie nicht von der Entwicklung überrollt werden. Pesch selbst regt an, den Husemannplatz als weitere Verbindung zur Kortumstraße in die Planung einzubeziehen. „Das könnte heißen, dass die Banken die Erdgeschossflächen freiräumen zugunsten weiterer Geschäfte.“ Das, so Kratzsch, sei aber schwierig wegen der „verfestigten Vermögensverbindungen“ im Eigentum.

„Wir stoßen immer an die Grenzen der Eigentumsverhältnisse“

Den größtmöglichen Einfluss auf die neue Nutzung des Justizstandortes (zwei Nachbar-Grundstücke sind bereits verkauft) hätte die Stadt, wenn sie das Areal kaufen würde. „Wir haben von der Option einst Abstand genommen, weil der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes als Eigentümer (BLB) uns zugesichert hat, nicht entgegen Bochumer Interessen zu verkaufen“, so Roland Mitschke (CDU). Schließlich regte auch Martina Schmück-Glock (SPD) an, die Verwaltung möge diese Chance mit den Aufsichtsbehörden abklopfen, „wir wissen nicht, ob der BLB tatsächlich im Sinne der Stadt die Ausschreibung machen wird“. Bedingt Mitsprache hätte die Stadt laut Pesch, würde ein beschränkter Wettbewerb für einen Rahmenplan erfolgen, denn „wir stoßen immer an die Grenzen der Eigentumsverhältnisse“.

Die städtebauliche Struktur, die im Verfahren festgezurrt wurde, müsse der Rat absegnen. „Wenn wir es schaffen, die Investoren in dieses Modell zu pressen, hätten wir eine gelungene Lösung“, so Ernst Kratzsch. „Was wir nicht wollen, ist etwa ein Umzug von Saturn und C&A, die dann Löcher hinterließen“, so Wolfgang Cordes (Grüne).