In Bochum ist das Bingo-Spiel eine Party für junge Leute
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Bochum. . Bingo-Spielen begeistert in Bochum immer mehr junge Leute. Das “Rottstra5-Theater“ lockt mit Disco und Zahlen in Liedtexten, im Restaurant “Al Minero“ wird klassisch gespielt und im “Hopfengarten“ gehört Fluchen zum Konzept.
Bingo – ein Spiel, das im Altenheim oder im Urlaub in Holland oder Spanien gespielt wird? Keineswegs, in Bochum findet das Lotteriespiel immer mehr Anhänger, und zwar nicht nur ältere. Aber warum kommen junge Menschen im Restaurant oder in der Bar zusammen, um Zahlen auf Zetteln zu markieren, nur um endlich rufen zu können: „Bingo!“?.
„Eigentlich ist es doch das hirnloseste Glücksspiel, was es gibt“, findet Hans Dreher vom „Rottstr5-Theater“. Und trotzdem moderiert er mit Arne Nobel zusammen das – regelmäßig stattfindende – „Jukebox-Bingo“. Aber das sei ja auch etwas Besonderes, „unseres Wissens sind wir die Erfinder“, erklärt Dreher. Wie beim gewöhnlichen Bingo steht auch hier die Trommel mit den Zahlen-Kugeln im Vordergrund. Allerdings werden die Ziffern nicht wie üblich laut und deutlich ausgerufen. Die Spieler müssen die Zahlen aus Liedtexten heraushören. Dreher hat dafür tief in die Musikkiste gegriffen: Tom Waits, Beatles, Placebo – manchmal sind die Zahlen kaum herauszuhören, anders etwa als bei U2s berühmter Textstelle „One love, one life“. Das ist aber kein Problem, denn Dreher und Nobel geben gerne Tipps, „wir hören uns selbst gerne reden“. Und so ist auch ihre Begründung dafür, dass mehr Bingo gespielt werden muss, fantasievoll: „Es geht um Weltbefreiung“.
Bingo mit Mirko
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Wie eine kleine Party
Etwas weniger ideologisch geht es bei anderen Bingo-Abenden zu. Einmal in der Woche heißt es im Restaurant „Al Minero“: „Bingo“. „Früher war der Montag immer ein schwacher Tag“, erklärt Gastronom Larius Jesus, „jetzt ist der Laden oft voll“. In dem Restaurant am Hellweg wird das herkömmliche Bingo gespielt, ohne Musik. Die Idee habe er von Mallorca mitgebracht, erzählt Jesus. „Den Erfolg habe ich gar nicht erwartet“, gibt er zu, „und dass dieses Spiel so viele junge Menschen anlockt“. Die meisten Bingo-Begeisterten seien um die 30 Jahre alt.
Ein ähnlich junges Publikum versammelt sich auch beim monatlichen „Disco-Bingo“ im „Hopfengarten“. „Hier darf man auch laut sein und fluchen, wenn man nicht die richtigen Zahlen hat“, wirbt Inhaber Mirko Wuttig. Seit eineinhalb Jahren finden sich jeden zweiten Dienstag im Monat bis zu 80 Bingo-Verrückte in der Kneipe ein. Fast immer dabei ist Miriam Bock (29) aus Wetter – auf ihrem T-Shirt steht Bingo-Queen. „Mit der Musik und den vielen jungen Leuten ist es schon etwas besonderes“, findet sie, „einfach eine kleine Party unter der Woche“. Die Gewinne locken natürlich auch: Restaurant-Gutscheine, Weinflaschen und I-Pods. Agnes Piorko (26) mag Bingo aus einem anderen Grund: „Es ist einfach kultig“.
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