Bochum/Wattenscheid. . Der Bahnhof Wattenscheid präsentiert sich in einem desolatem Zustand. Bürger und Politiker fordern Modernisierungen, die vor 2014 jedoch nicht eingeplant sind. Vertreter der Bahn kamen nicht zur Diskussion des WAZ-Mobils.
Auf dem Vorplatz liegt noch das Streugut aus dem Winter. Die Platten darunter sind teilweise kaputt. Die Grünfläche, umrundet von einem Mofaparkplatz, hat ihren Namen nicht verdient, denn grün sind höchstens die Glasscherben, die darin liegen. Man könnte meinen, am Bahnhof Wattenscheid sei die Zeit stehen geblieben.
Was sie tatsächlich ist, denn der großen Uhr in der Bahnhofshalle sind schon vor etlichen Jahren Zeiger und Uhrwerk abhanden gekommen. Dieses Problem ließe sich leicht beheben, ein Uhrmacher würde sie sogar kostenlos in Stand setzen. Doch die Bahn wisse nicht, wo sich Zeiger und Uhrwerk befinden, sagt Serdar Yüksel (SPD).
Elf Themen – elf Termine
- 1. Fluch oder Segen? Das geplante ECE-Einkaufszentrum in der City, Husemannplatz, 14. März, 11-13 Uhr
- 2. Geht der Südpark vor die Hunde? Südpark, Parkplatz Hallenfreibad, In der Mark, 15. März, 12-14 Uhr
- 3. Buckelpiste Bochum: Schlaglöcher erfreuen nur die Minigolfspieler! Oskar-Hoffmann-Straße, Ecke Knüwer Weg, 16. März, 14-16 Uhr
- 4. Bochum ist pleite. Was soll das neue Musikzentrum bringen? Parkplatz an der Viktoriastraße, 17. März, 15-17 Uhr
- 5. Die Querspange der A 40 kommt. Der Lärm auch? Höfestraße, Ecke Brassertweg, 18. März, 15-17 Uhr
- 6. Bahnhof Wattenscheid. Wer hier aussteigt, will wieder weg. Bahnhof Wattenscheid, 19. März,12-14 Uhr
- 7. Bochums Elf: Ist der VfL reif für die Bundesliga? Rewirpower-Stadion, 21. März, 18-19.30 Uhr
- 8. Wattenscheid: Wohin geht die Reise in der Innenstadt? Alter Markt, 22. März, 12-14 Uhr
- 9. Tana-Schanzara-Platz: Was soll diese Würdigung? Platz vor dem Schauspielhaus, 23. März, 15-17 Uhr
- 10. Eine Deponie für Thyssen, ein Ärgernis für Anwohner. Amtsplatz Hamme, 24. März, 11-13 Uhr
- 11. Museum Bochum: Ein Ufo oder ein Ort für alle? Eingang Stadtpark, Kortumstraße, 25. März, 11-13 Uhr
Der Landtagsabgeordnete setzt sich schon seit langem für eine Modernisierung des Bahnhofs ein und rief zuletzt einen „runden Tisch“ ins Leben. Eine zweite Runde solle noch vor Ostern stattfinden, versprach er am Samstag am WAZ-Redaktionsmobil, das im Rahmen der Aktion „Bochum 11 – Elf Themen, die die Stadt bewegen“, zum zweiten Mal in Wattenscheid hielt.
Dabei beklagten die Bürger nicht nur den wenig einladenden Vorplatz oder die fehlende Toilette, sondern auch die nicht gegebene Barrierefreiheit. Hannes Bienert (83) leidet unter Atembeschwerden und sagt: „Wenn ich mit dem Zug fahren will, muss mir immer meine Frau helfen, denn ich komme kaum auf den Bahnsteig.“ Drei Stufen führen vom Vorplatz in den Bahnhof, viele weitere zu den Gleisen. Ein Problem nicht nur für ältere Leute und Rollstuhlfahrer, sondern auch für Eltern mit Kinderwagen. Einen Aufzug gibt es zwar, doch „weil er ab und zu defekt war, hat man die Türen herausgenommen und ihn zugemauert“, sagt Yüksel. Auch die Eingangstüren seien verschwunden.
Desolater Zustand des Bahnhofs
Die Zustände rund um den Bahnhof kann Jürgen Dieckmann lebhaft beschreiben. Er ist Mitglied des Wattenscheider WAZ-Leserbeirats und pendelt beruflich täglich nach Kamen. Er spricht von „Schildbürgerstreichen“, die die Bahn AG spiele. So gebe es schon seit Oktober 2010 digitale Anzeigetafeln, in Betrieb genommen wurden sie jedoch erst vor drei Wochen. „Und der Splitt auf dem Vorplatz muss nicht unbedingt von diesem Winter sein“, sagt der 52-Jährige.
„Seit 1999 hat sich hier nicht viel verändert oder verbessert“, pflichtet ihm Manfred Ortmann bei. Der 55-Jährige betreibt ein Lokal im Bahnhof und stellte zuletzt zu seiner Verwunderung fest, dass gar Abfalleimer auf dem Vorplatz abmontiert wurden.
Sauberkeit definiert die Deutsche Bahn offenbar so: Man sei zufrieden mit der Reinigungsleistung des zuständigen Dienstleisters, bekam Serdar Yüksel zu hören, als er Kontakt zum Unternehmen suchte. Yüksel: „Es ist zwingend erforderlich, das äußere Erscheinungsbild zu verändern. Die Bahn ist in der Pflicht, den 1,2 Millionen Kunden, die hier jährlich ein- und aussteigen, eine bessere Dienstleistung anzubieten.“
Vor 2014 keine Modernisierung geplant
Doch vor 2014 sind nach Plänen der Bahn keine Modernisierungen vorgesehen. „Ich habe wenig Hoffnung, dass hier früher etwas passiert“, meint Dirk Schmidt (CDU). Karl Heinz Sekowsky (UWG) regt daher an, über den VRR Druck auszuüben: „Die Bahn wird sich nicht bewegen, das ist ein ganz sturer Laden.“
Auch zum WAZ-Mobil ließ sich kein Vertreter des Unternehmens bewegen, um sich der Kritik zu stellen. Es hieß, die WAZ könne die Fragen der Bürger gerne weiterleiten. Doch Serdar Yüksel zeigt sich optimistisch, noch in diesem Jahr „erste optische Verbesserungen“ zu erreichen.
Regelmäßig gereinigt würde immerhin der Bahnsteig, sagt Jürgen Dieckmann: „Von den ICEs, wenn die hier mit 120 Sachen durchfahren.“