Bochum. .
„Am schwierigsten“, sagt Constantin, „sind die Sicherheitsgurte“. Der 14-Jährige sitzt im Innenraum eines alten Opel Gran Turismo (GT) und versucht, die Halterungen der Gurte mit der Karosserie zu verschrauben. Die Sitze fehlen zwar noch, ebenso die Fensterscheiben und der Himmel. Doch ansonsten sieht der gelbe Flitzer mit den schwarzen Rallyestreifen schon fast wieder aus wie neu.
Constantin ist einer von elf Jungen, die im Rahmen eines Oldtimer-Projekts zwischen Opel und der Juniorakademie der Matthias-Claudius-Schulen (MCS) den 42 Jahre alten Wagen restaurieren. Von vier verschiedenen Schulen kommen sie, und treffen sich seit November an jedem Dienstag im Opelwerk I, um für zwei Stunden an dem Auto herumzuschrauben.
Freiwillig in der Freizeit und ohne Noten
„Das ist wie eine AG und gehört nicht zum Unterricht. Es gibt auch keine Note dafür. Die Jungs machen das freiwillig in ihrer Freizeit“, sagt Thomas Boutter, der den Kursus leitet und die Nachwuchsmechaniker gemeinsam mit drei Kollegen betreut. Andere Kinder gehen in einen Sportverein oder in die Musikschule. Wir bieten technikbegeisterten Kindern eine Möglichkeit, sich auszuprobieren. Getreu dem aristotelischen Wahlspruch der Akademie, „Was man können muss, um etwas zu tun, lernt man, indem man es tut“, lassen sie den Schülern weitestgehend freie Hand bei der Arbeit. „Sie merken gar nicht, dass sie dabei etwas lernen“, sagt Boutter.
Bis auf den Motor und das Getriebe haben sie den Sportwagen zerlegt und dabei jeden einzelnen Handgriff fotografiert. „Damit am Ende auch alle Schrauben wieder an ihrem Platz sitzen“, erzählt Thomas Boutter. Doch das weiß Christian (14) eigentlich ganz genau. Bis ins kleinste Detail kennt er die technischen Raffinessen des 90 PS-starken Gran Turismo, den sein Schweizer Besitzer dem Opelwerk in Rüsselsheim geschenkt hat, damit er einmal in einem Opel-Museum ausgestellt wird. Von dort ist er nun nach Bochum zurückgekehrt, wo er 1969 gefertigt wurde. „Das Kind kommt heim“, freut sich Boutter. Fehlende Original-Ersatzteile besorgt Detlef Jakob extra aus Holland. Er ist bei Opel für die Qualitätssicherung zuständig, aber vor allem ist er ein großer Oldtimerliebhaber.
Schon die Väter arbeiteten bei Opel
Derweil tüftelt Christian an den von Hand drehbaren Scheinwerfern. Er trägt einen grünen Opel-Overall, in dem schon sein Vater damals den GT gebaut hat. „Der ist schon ein bisschen neidisch und würde am liebsten mitkommen“, erzählt Christian.
Auch der Vater von Tamer, der die Fensterheber einsetzt, arbeitet bei dem Autobauer. Der 14-Jährige kann sich gut vorstellen, später selbst in der Branche zu arbeiten. Sein Traumauto ist ein Opel Kadett C Coupé, erzählt er. Für Michael soll die Schrauberei eher ein Hobby bleiben, er strebt nach größerem: „Als Beruf wird das auf Dauer zu langweilig. Ich will lieber an Flugzeugen arbeiten.“
Stolz sind sie alle, dass sie an einem solchen Schmuckstück Hand anlegen dürfen. „Leider dürfen wir noch nicht damit fahren“, sagen Constantin und Nick und lachen, „aber das kommt noch.“ Zumindest als Beifahrer werden sie aber dabei sein, wenn der GT am 7. Mai Teil der jährlichen Oldtimermeile in der Innenstadt sein wird. Dabei soll der gelb-schwarze Flitzer einen Ehrenplatz direkt neben der Rathausglocke bekommen.
Doch bis dahin gibt es noch einiges zu tun.