Bochum. In der Jahrhunderthalle in Bochum ist auch nächstes Wochenende der historische Jahrmarkt zu erleben. Die Hilfsaktion “Kinderlachen“, unterstützt von Neven Subotic und Matze Knop, lud vor Beginn Heimkinder zu einem kostenlosen Besuch ein.

Das Verdeck durfte maximal 18 Sekunden geschlossen bleiben, „um sittlichen Untrieben keinen Vorschub zu leisten“. Der bis in die 1960er Jahre geltenden amtlichen Verordnung zum Trotz: Zum Knutschen und Fummeln hat’s damals in der Raupe allemal gereicht.

Wer’s mochte und mag, kann’s wiederholen oder ausprobieren: beim Historischen Jahrmarkt in der Jahrhunderthalle. Zum vierten Mal bildet das Industriedenkmal die Kulisse für den „europaweit größten Hallen-Jahrmarkt mit historischen Fahrgeschäften“, wie Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbundes, betont.

Vor fünf Jahren hatten die fahrenden Kirmes-Beschicker die Jahrhunderthalle ausgeguckt, um hier ihren Ehrenpreis, das „Goldene Karussellpferd“, zu verleihen. Schnell war klar: Das historische Gemäuer wäre auch der ideale Ort für einen nostalgischen Rummelplatz, wie er im 19. und 20. Jahrhundert vor allem im Rahmen kirchlicher Feste (Kirmes kommt von Kirchmesse) zu finden war.

Jahrmarkt wie anno dazumal

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Impressionen vom historischen Jahrmarkt, fotografiert von Monika Kirsch.
Impressionen vom historischen Jahrmarkt, fotografiert von Monika Kirsch.
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Ausgemusterten Karussells neues Leben einhauchen

Schaustellerfamilien aus ganz Deutschland machten sich daran, ihren vor einer halben Ewigkeit ausgemusterten Karussells neues Leben einzuhauchen. Ein Dutzend dieser Fahrgeschäfte dreht sich seit 2008 bei den Jahrmärkten in der Jahrhunderthalle. So auch am vergangenen Wochenende. Ältestes Prunkstück ist ein Kinderkarussell aus dem Jahr 1886, das früher von einem Pferd angetrieben wurde. Einmalig sind auch die erste, 1934 in Betrieb gegangene Überschlagsschaukel, ein Spiegelkabinett aus den 20er Jahren, eine Geisterbahn aus den 30er Jahren („mit echtem Erschrecker“), ein Holzriesenrad aus dem Jahr 1902 und ein Autoscooter aus der Nachkriegszeit: allesamt liebevoll und aufwendig restauriert, fahr- und betriebstauglich und vom TÜV abgenommen.

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Von DerWesten

Gleichfalls einen wunderschönen Kontrast zu den High-Tech-Geräten, die die Meister des organisierten Erbrechens auf den heutigen Kirmessen rotieren lassen, bildet die „Fahrt ins Paradies“. Die 1939 erbaute hölzerne Berg- und Talfahrt war über 50 Jahre in einer Scheune in der Pfalz eingelagert. Seit wenigen Jahren erfreut das nahezu unveränderte Unikat nach dreitägigem (!) Aufbau wieder Kinder, Eltern, Großeltern.

Historische Orgeln, Traktoren, Schaustellerwagen, ein Kasperletheater und ein Armbrustschießen rund den Spaß für die ganze Familie ab. Wie in den Vorjahren rechnen die Schausteller und die Bochumer Veranstaltungs-GmbH (bovg) an den beiden Kirmes-Wochenenden mit insgesamt 10 000 Besuchern. „Wichtig ist der ,All-inklusiv-’-Eintritt. Damit bleiben die Kosten überschaubar“, weiß bovg-Chef Andreas Kuchajda.

Bevor sich die Pforten für das Publikum öffneten, hatten am Freitag Jungen und Mädchen aus Kinderheimen in Dortmund und Bochum die Gelegenheit, den Jahrmarkt kostenlos zu besuchen. Der Vorab-Termin war für die Hilfsaktion „Kinderlachen“ organisiert worden. Deren Botschafter, Bundesliga-Spieler Neven Subotic von Borussia Dortmund und Comedian Matze Knop, hatten mit den Kleinen einen Riesenspaß.