Bochum. .

Der Tunesier Ezzedine Zerria ist Gastronomieleiter des Akadamischen Förderungswerks der Ruhr-Uni Bochum. Auf die angespannte Lage in Tunesien angesprochen, zuckt er die Achseln - und er warnt davor, die Lage schlimmer zu sehen, als sie sei.

In den letzten Tagen hatte Ezzedine Zerria viele Kontakte mit seiner Familie. Die ist nicht gerade klein - eine Großfamilie aus „Brüdern, Neffen und Nichten“, verteilt in ganz Tunesien - in Djerba , Monastir und anderswo. „Wir haben eine Revolution gehabt“, so sieht Zerria die Lage in seiner Heimat. „Aber die kleine Revolte ist bald vorbei. Es kehrt eine gewisse Ruhe zurück, vor allem im Süden.“

Ezzedine Zerria hat es sonst mehr mit den Töpfen als mit der Politik: Der 48-Jährige ist Gastronomieleiter des Akademischen Förderungswerks (Akafö) in Bochum und damit Herr der Mensen und Cafeterien an der Ruhr-Universität. Gelernt hat der Tunesier Restaurant- und Hotelfachmann. Seit 25 Jahren ist er in Deutschland. „Ich fühle mich wie ein echter Ruhrpottler“, lacht er.

Tunesische Kulturwoche an der RUB

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Auf die angespannte Lage in Tunesien angesprochen, zuckt er die Achseln: „Da ist noch ein Teil der Miliz, die nicht aufgeben will. Aber die werden jede Minute weniger.“ Er warnt davor, die Lage schlimmer zu sehen als sie sei: „Wenn Ben Ali weggeht, heißt das ja nicht, dass Tunesien stirbt.“

Zerria selbst gilt als engagierter Urheber eines Partnerschaftsvertrages, der im April 2010 zwischen dem AkaFö und tunesischen Studentenwerken zustande kam. „Studentenaustausch, Wissensaustausch und Freundschaften“ sei das Ziel gewesen, „weit entfernt von Politik“. In Tunis war die Delegation aus Bochum dazu im Ministerium empfangen worden. Im Gegenzug gab es eine tunesische Kulturwoche an der Ruhr-Universität mit Berberzelt und tunesischen Bands im Audimax. Am 29. April gab sich auch Alifa Chaabane Farouk, die Botschafterin Tunesiens, an Bochums Uni die Ehre.

250 deutsche Firmen in Tunesien

Rund 50 Tunesier studieren an Bochumer Hochschulen. 31 sind es zur Zeit allein an der Ruhr-Uni, wie Monika Sprung, Leiterin des Akademischen Auslandsamtes, weiß: „Die größte Gruppe studiert Ingenieurwissenschaften, vor allem Maschinenbau.“

Besonders enge Tuchfühlung mit Tunesien, mit der Außenhandelskammer in Tunis, hält Dr. Hans-Peter Merz, Geschäftsführer an der Bochumer IHK. Denn: „Wir sind die deutsche Schwerpunktkammer für Nordafrika.“ Sein Infostand am Montag, 15.01 Uhr: „Wir haben 250 deutsche Firmen in Tunesien. Bis auf einen einzigen Fall gab es keine gezielten Attacken gegen Ausländer. Unsere Leute sind in Sicherheit, die Firmen arbeiten weiter.“ Für ihn überraschend, „dass dieser Polizeistaat in nur zwei Wochen eingeknickt ist“. Doch Merz lobt auch: „Tunesien ist ein Vorzeigeland mit einem äußerst positiven Wirtschaftskurs.“ Zum Schicksal deutscher Touristen sagt Ulla Münnighoff vom Reisebüro Reiseland: „Wenn die einen renommierten Veranstalter gebucht haben, dann sind die schon ausgeflogen.“