Jährlich 740.000 Kilowattstunden Strom soll die neue Solaranlage auf der ehemaligen Zentraldeponie Kornharpen ins Netz der Stadtwerke Bochum einspeisen. Rund zwei Millionen Euro investierte der Umweltservice Bochum in die Anlage.
Im tiefsten Winter geht in Kornharpen die Sonne auf: Nach viermonatiger Bauzeit nahm der USB am Mittwoch sein Solarkraftwerk auf der Zentraldeponie in Betrieb. 12,6 Millionen Tonnen Hausmüll und Bauschutt haben den weithin sichtbaren Abfallhügel (vornehmer: „Landmarke“) an der Brelohstraße seit 1978 auf stattliche 160 Meter anwachsen lassen. Zwar ist die Deponie im vergangenen Jahr ausgelaufen. Eine öffentliche Nutzung kommt aber erst im Jahr 2040 in Betracht: So lange währt die abfallrechtliche Stilllegungs- und Nachsorgephase.
Mit der Photovoltaikanlage will der USB diese lange Zeitspanne gewinnbringend nutzen. Seit August wurden in einem ersten Bauabschnitt 20.000 qm beste Südhanglage mit 10 400 Solarmodulen be-stückt. Für die fränkische Spezialfirma „BeckEnergy“ eine Herausforderung: Das Gefälle an dem Steilhang beträgt bis zu 30 Prozent. Und: Erst anhand eines Testfeldes wurden Zweifel ausgeräumt, ob der Untergrund den schweren Kollektoren standhält. „Bei einer Deponie für Siedlungsabfälle können typischerweise Setzungen auftreten“, weiß USB-Sprecher Jörn Denhard.
Entspricht dem Bedarf von 150 Haushalten
Zwei Jahre dauerten die Untersuchungen und Prüfungen. Mit dem angepeilten Start 2010 hat’s gerade noch geklappt. Am Mittwoch schlossen OB Dr. Ottilie Scholz und die USB-Geschäftsführer Kerstin Abraham und Werner Meys das Solarkraftwerk per Knopfdruck offiziell ans Netz an.
Rund zwei Millionen Euro investierte der USB in die Anlage, für die allein 17 Kilometer Kabel verlegt wurden. Jährlich 740.000 Kilowattstunden Strom sollen ins Netz der Stadtwerke Bochum eingespeist werden. Das entspricht dem Bedarf von 150 Haushalten. Den jährlichen Ertrag aus der Stromabgabe beziffert der USB auf 188.000 Euro.
Die bisher größte Photovoltaikanlage Bochums (28.000 qm) prangt auf den Dächern des Hannibal-Einkaufscenters an der Dorstener Straße. Dieser Spitzenplatz dürfte künftig von Kornharpen eingenommen werden. „Die Deponie bietet noch den dreifachen Platz. Wir denken daher darüber nach, das Solarkraftwerk auf den kompletten Südhang auszudehnen. Die Pläne liegen bereits in der Schublade“, erklärt Kerstin Abraham.
Deponie liefert Strom
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Während der Beginn eines weiteren Bauabschnitts noch offen ist, steht der neue Name der Zentraldeponie fest. Zur Einweihung des Solarkraftwerks hatte der USB dazu aufgerufen, einen griffigen Titel vorzuschlagen. Eine Jury u.a. mit Vertretern der Bürgerinitiative Kornharpen und der Bezirksvertretung Nord sichtete die Beiträge. Ihre Wahl fiel auf einen Vorschlag der Goethe-Schule. Am Mittwoch erfolgte die Verkündigung. Die energiegeladene Zentraldeponie heißt fortan „Harpener Watt“.
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