Bochum. .
Enno Neumann hat für die Kortum-Gesellschaft eine Dokumentation über Bochumer Kriegerdenkmäler vorgelegt. „Von der Kaiserlinge zum Heldenhain“ heißt sie, und im Untertitel „Von Denkmälern, Amtsmännern und Weihereden in Bochum von 1867 bis 1917“.
Bochumer Denkmäler? Da denkt man vielleicht an den Grabstein von C.A. Kortum auf dem Alten Friedhof an der Wittener Straße. Oder an den Bismarckturm, der zu Ehren des Eisernen Kanzlers errichtet worden war. Auch der gute, alte Kuhhirte fällt einem ein. Dass dies aber nur die Spitze des Eisberges ist, das bezeugt eine von der Kortum-Gesellschaft herausgegebene Dokumentation von Enno Neumann. „Von der Kaiserlinge zum Heldenhain“ heißt sie, und im Untertitel „Von Denkmälern, Amtsmännern und Weihereden in Bochum von 1867 bis 1917“.
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Das Wort „Denkmal“ lässt sich erstmals bei Martin Luthers nachweisen, wo es die Bedeutung „Gedächtnisstütze“ (gemahnen, erinnern) hat. Der Begriff bürgerte sich ein und bezeichnete bald im Extremfall jeden Gegenstand, der ein allgemeineres Interesse auf sich zieht. Bis ins 19. Jahrhundert wurde „Denkmal“ synonym mit „Monument“ verwendet, während heute mit Letzterem vor allem Denkmäler besonderer Größe bezeichnet werden.
Stadtteile hatten eigene Gedenkstellen
Solchen eher übergeordneten Überlegungen geht Neumanns Buch aber nicht nach, jedenfalls nicht in erster Linie. Vielmehr versucht der Heimatforscher, das unsortierte historische Konvolut Bochumer Denkmalgeschichte in Form zu bringen, es zu dokumentieren. So wird vor allem aufgezeigt, wie die Denkmäler mit ihrem teilweisen künstlerischen Anspruch nicht selten das ganze Gemeinwesen dominierten, und wie sie das Alltagsleben zu Kaisers Zeiten prägten.
Denn es wurden ja nicht nur heimatgeschichtlich harmlose Erinnerungsobjekte wie der bronzene „Kuhhirte“ errichtet, sondern vor allem politisch motivierte Denkmäler, die ausdrücklich die deutsch-nationale Geisteshaltung ausdrückten. Zu denken ist etwa an das ehemalige Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Krieges 1870/71, das in den 1930er Jahren vom Wilhelmsplatz (heute Husemannplatz) vor die Villa Marckhoff am Stadtpark verlegt wurde. Denkmäler wie diese sollten im jungen Kaiserreich für die Gefallenen und das siegreiche Heer ein öffentliches Zeichen des Dankes sein.
Dabei, so weist Neumann nach, befanden sich die imposantesten Denkmäler in der Stadtmitte Bochums, doch hatte so gut wie jeder damals zum Teil noch eigenständige Stadtteil seine eigenen Gedenkstellen, auf denen die Namen der Gefallenen aus Eppendorf, Weitmar, Linden, Dahlhausen, Hamme usw. verewigt waren. Manche stehen heute noch, so das Mahnmal zu Ehren der Gefallenen aus Wiemelhausen am Kreisverkehr Wasser-/Wiemelhauser Straße. Alle Objekte vermittelten einen ideellen, meist nationalistisch grundierten Wert. Zu erinnern wäre auch an die „Germania“ die beinahe 100 Jahre den Langendreer Markt bewachte, bis sie, zerfressen vom Sauren Regen und dem giftigen Auswurf der Industrie, 1981 im Stadtarchiv verschwand.
Die meisten Denkmäler existieren nicht mehr
Die meisten der von Neumann vorgestellten Denkmäler existieren schon lange nicht mehr; teils fielen sie den veränderten politischen Verhältnissen nach dem Ersten Weltkrieg zum Opfer, teils wurden sie im „totalen Krieg“ für die Rüstung eingeschmolzen. Was aus Stein war, vernichteten die alliierten Bomben. Anhand von vielen bisher unbekannten Fotos., Plänen, Zeichnungen, Dokumenten und Zeitungsberichten hat der Verfasser diesen so gut wie vergessenen Aspekte der Bochumer Kulturgeschichte zurück ans Licht geholt.